Wasser ohne Kraft?
Die NZZ weiss: Der Bund muss erneut das Potential der Erneuerbaren nach unten korrigieren. Dieses Mal betrifft es die Wasserkraft. Vor allem bei der Kleinwasserkraft ist das Potential viel kleiner als bis anhin angenommen.
Der Plan war ganz einfach: Wenn die Kernkraftwerke vom Netz gehen, dann sollen die Erneuerbaren in die Bresche springen. Sonne, Wind, Geothermie, Biomasse - und auch die heimische Wasserkraft sollten es richten.
Nachdem sich Windkraft und Geothermie aus dem Rennen verabschiedet haben, muss jetzt auch mit weniger Ertrag aus der Wasserkraft gerechnet werden. Die jährliche Stromproduktion aus Wasserkraft sollte bis 2050 auf 38600 GWh gesteigert werden. "Diese Potenzialabschätzung für den Ausbau erweist sich nun jedoch als zu optimistisch", schreibt die NZZ (Artikel nur mit Abo), die Einsicht in die Zahlen des Bundes hat. Die neusten Zahlen will der Bund im September kommunizieren.
Korrigieren muss der Bund insbesondere das Potential der Kleinwasserkraftwerke. "2012 wurde das Ausbaupotenzial im Bereich der Klein- und Kleinstkraftwerke noch optimistisch auf 1290 bis 1600 GWh im Jahr geschätzt - zusätzlichen Strom für bis zu 400 000 Haushalte. Neu geht das Bundesamt für Energie (BFE) nur noch von einem Ausbaupotenzial von 460 bis 770 GWh aus - also deutlich weniger als die Hälfte", weiss die NZZ. Problematisch erweisen sich die Subventionen. Sie laufen irgendwann aus - dann sind die Kraftwerke nicht mehr marktfähig.
Allerdings: Ein Vortrag von Robert Boes der ETH Zürich zeichnet ein nicht ganz so düsteres Bild. Seiner Ansicht nach gibt es noch Ausbau-Potential bei der Wasserkraft. Der Gletscherschwund schafft neue Möglichkeiten für Speicherkraftwerke, etwa beim Triftgletscher. Das wäre immerhin ein Beitrag an die Speicherkapazität.