Die Wirtschaft erwacht!
Die Schweizer Wirtschaft war bis jetzt angesichts der prekären Strom-Versorgungslage überraschend ruhig. Nun hat sie sich zu Wort gemeldet – mit durchaus erfreulichen Vorschlägen.
Im November des letzten Jahres erhielten rund 30'000 Unternehmen in der Schweiz Post. Ihnen hat der Bund eine Broschüre zugestellt, in welcher er sie aufgefordert hat, sich zu überlegen, wie sie in ihren Betrieben Strom sparen könnten. Der Energie Club Schweiz berichtete darüber. Bis zu jenem Zeitpunkt lag die Schweizer Wirtschaft in Bezug auf die Versorgungsproblematik im Winterschlaf. Man war sich wohl bewusst, was es geschlagen hatten – es fehlten allerdings prägnante Wortmeldungen.
Nun haben sich die drei grossen Wirtschaftsverbände economiesuisse, Scienceindustries (Chemie und Pharmaindustrie) und Swissmem (Maschinen- und Elektroindustrie) mit einem eigenen Vorschlag zur Sicherstellung der Stromversorgung an die Medien gewandt. «Eine Strommangellage wäre ein Desaster: Fehlender oder zu teurer Strom kann zu Energiearmut für Haushalte führen, die Wirtschaft nachhaltig schädigen und die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele infrage stellen», lässt sich Christoph Mäder zitieren. Weiter schreiben die Wirtschaftsverbände: «Mit jedem Kernkraftwerk, das vom Netz geht, laufen wir schneller auf Engpässe zu – gemäss der ElCom vielleicht bereits im Winter 2025».
Die Wirtschaft hat gemerkt: Die Zeit drängt, es braucht zwingend Massnahmen. Der Vorschlag der Schweizer Wirtschaft basiert auf fünf Pfeilern.
- Gefordert wird ein Schwellenwert beim Stromimport von 10 TWh. Zeichnet sich eine Überschreitung ab, braucht es unbürokratische Sofortmassnahmen.
- Es braucht eine klare Priorisierung der Ziele: Versorgungssicherheit vor Klimaschutz vor Natur- und Heimatschutz.
- In der Stromproduktion braucht es Technologieoffenheit. Dazu heisst es in den Unterlagen wörtlich: «Technologieoffenheit beinhaltet auch, wie vom Bundesrat für kritische Versorgungssituationen vorgeschlagen, Gaskraftwerke und kann – in einer langfristigen Perspektive – auch Kernkraft bedeuten». Die Schweiz, so die Forderung der Wirtschaft, darf hier nicht ins internationale Hintertreffen geraten
- Jeder weitere Zubau hat durch eine kostenneutrale Finanzierung zu erfolgen. Die Endkunden dürfen nicht mehr weiter belastet werden. Das heisst: Markt anstatt Subventionen. Dazu gehört auch die längst fällige, vollständige Strommarktöffnung.
- Die Wirtschaft möchte zudem die eigene Stromeffizienz steigern. Vorstellbar ist ein Reduktionsmodell, wie bei der aktuellen CO2-Gesetzgebung.
Es ist gut, dass sich die Wirtschaft endlich zu Wort meldet. Auch die Vorschläge der Schweizer Wirtschaftsverbände sind sinnvoll. Insbesondere die Aufhebung des Technologieverbotes, der Verzicht auf Subventionen und die klare Zielpriorisierung sind erfreulich.