?
Danke für Ihre Anfrage. Wir werden uns so bald wie möglich bei Ihnen melden.

Wer will Gaskraftwerke?

Die Schweiz muss Gaskraftwerke bauen, um eine Strommangellage abzuwenden. Die Massnahme ist dringend nötig. Doch es kommt bereits zu ersten Problemen.

Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich auf Druck der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom endlich dazu entschieden, Massnahmen gegen die sich immer deutlicher abzeichnende Strommangellage zu unternehmen. Mit einer solchen ist schon im Jahr 2025 zu rechnen. Gemeinsam mit dem ElCom-Präsidenten Werner Luginbühl informierte sie vor zehn Tagen die Medien, dass nun möglichst umgehend Gaskraftwerke gebaut werden müssen. Der Energie Club Schweiz publizierte dazu eine Medienmitteilung. Der Aufbruch ist löblich – trotzdem stellen sich verschiedene Fragen und die Erstellung von Gaskraftwerken ist keine einfache Sache.

Nun zeichnen sich die ersten Hürden ab. Die ElCom hat eine Liste mit 17 möglichen Standorten für die Gaskraftwerke publiziert. Allerdings: Die betroffenen Gemeinden erfuhren erst aus den Medien von ihrem Glück. Offensichtlich hat es die ElCom verpasst, mit den Standortgemeinden Kontakt aufzunehmen resp. diese in ihre Pläne einzuweihen. Nun zeigt sich, dass die ElCom-Pläne bei Behörden und Bevölkerung der betroffenen Gemeinden nicht eben auf viel Gegenliebe stossen. Der Blick schreibt: «Die Gemeinden wurden von den Plänen des Bundesrats überrumpelt. Man habe aus den Medien erfahren, als potenzieller Standort gehandelt zu werden, sagt die Gemeindepräsidentin von Kaiseraugst AG zur Aargauer Zeitung. Wie 10vor10 berichtete, soll Kaiseraugst von den 17 vorgeschlagenen Standorten laut ElCom der geeignetste sein. Das Gaskraftwerk käme dort zu stehen, wo einst ein Atomkraftwerk hätte gebaut werden sollen. Die Kommunikation ist wirklich unglücklich verlaufen», kritisiert Gemeindepräsidentin Françoise Moser (GLP). Am Freitag hätten sich bereits erste Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet, die wissen wollten, was da laufe.»

Auch in Kaisten, einem weiteren möglichen Standort, zeigt man sich über das Vorgehen des Bundes irritiert. «Wir waren sehr überrascht, weil wir nicht in die Diskussion darüber einbezogen und auch nicht vorgängig über die Eckdaten informiert wurden», sagt Gemeindeammann Arpad Major (FDP) zur Aargauer Zeitung.

Offensichtlich sind nicht alle Schweizerinnen und Schweizer gleich begeistert von den Gaskraft-Plänen. Und insbesondere das Vorgehen der Bundesrätin stösst vielen Betroffenen sauer auf.

Mit der Ukraine-Krise zeigt sich nun unmittelbar nach dem bundesrätlichen Entscheid eine weitere Schwierigkeit. Es stellt sich die Frage: Wie sicher ist die Versorgung mit Gas? Auch darauf machte der Energie Club Schweiz in seiner Medienmitteilung aufmerksam. Die Schweiz verfügt nämlich nicht über Gasspeicher. Aktuell stammt rund die Hälfte des Gases in der Schweiz aus Russland, wie die Aargauer Zeitung schreibt. Das bleibt nicht ohne Folgen. «Die Lieferprobleme wegen der Pandemie und die Verwerfungen in der Ukraine haben zuletzt den Gaspreis stark schwanken lassen, was auch zu steigenden Strompreisen in Europa führte. Teils stiegen die Preise so stark, dass Alpiq und andere Stromkonzerne in Europa wegen der erforderlichen höheren Absicherungen in Liquiditätsschwierigkeiten gerieten», erklärt der Tages Anzeiger. Mit neuen Gaskraftwerken, das ist klar, steigt die Abhängigkeit vom Ausland.

Die Versorgungslücke soll mit Gaskraftwerken geschlossen werden. Allerdings: Reibungslos wird das kaum über die Bühne gehen.