Auf Sparflamme
Die Wasserkraft ist der wichtigste Produktionspfeiler in der Schweizer Stromversorgung. Auch für das Problem der Winterspeicherung braucht die Schweiz eine noch stärkere Wasserkraft. Trotz neuer Opportunitäten stockt der Ausbau. Schuld ist ein feindliches Klima für Investitionen - sagen die Stromproduzenten.
Die Schweizer Energiestrategie ist beschlossene Sache - auch wenn der Irrweg immer offensichtlicher zutage tritt. Unabhängig davon, was man vom eingeschlagenen Weg hält, es braucht zwingend Ersatzkapazitäten für den wegfallenden Strom aus Kernkraft und es braucht ebenso zwingend saisonale Speicherkapazitäten.
Der Wasserkraft kommt dabei eine tragende Rolle zuteil. Einerseits ist sie die wichtigste Produktionsart in der Schweiz, andererseits kann sie mithelfen das saisonale Speicherproblem zu entschärfen. Der Bund rechnete denn auch mit einem Ausbau der heimischen Wasserkraft. Bis 2050 soll sie 38 600 GWh produzieren.
Dazu sind neue Stauseen notwendig, aber auch die Erweiterung und Erneuerung bestehender Anlagen. "Anton Schleiss, ehemaliger Direktor des Labors für Wasserbau an der ETH Lausanne, hat errechnet, dass mit geringfügigen Erhöhungen bei rund 20 Talsperren ein zusätzliches Volumen von 700 Millionen Kubikmetern geschaffen und die Winterproduktion um mehr als 10 Prozent beziehungsweise 2000 GWh erhöht werden könnte", erklärt die NZZ ihren Leserinnen und Lesern. Ein solcher Ausbau würde auch die Stellung der Schweiz innerhalb des eurpäischen Strommarktes stärken.
Über die Berechnungen von Robert Boes von der ETH Zürich haben wir an dieser Stelle bereits berichtet. Er kommt zum Schluss, dass sich bei 25 der 33 grössten Anlagen in der Schweiz ein Ausbau unter ökonomischen und ökologischen Kriterien lohnen würde. "Würden alle 25 Talsperrenerhöhungen realisiert, könnten rund 2300 GWh Strom in den Winter umgelagert werden", schreibt die NZZ. Zusätzlich ortet Robert Boes erhebliches Potential, das durch die Gletscherschmelze entsteht. An mindestens sieben Standorten werden Täler eisfrei - und könnten für neue Wasserkraftwerke genutzt werden.
Allerdings: Wer die grossen Schweizer Produzenten auf die Opportunitäten und allfällige Ausbauprojekte anspricht, wird enttäuscht. Die Gründe sind wirtschaftlicher Natur. Es fehlen Investitionssicherheit und Rentabilität. Im Rahmen des heutigen Strommarktes lohnen sich die Projekte schlicht nicht. Zusätzlich kommen hohe Umweltschutz- und Restwasserauflagen ins Spiel. Auch das behindert einen Ausbau.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Die Schweiz produziert zu wenig Strom. Die Schweiz verfügt über zu wenig Speicherkapazität. Potential liegt brach - investiert wird aber nicht. Der "verreglementierte" und "versubventionierte" Strommarkt befindet sich aktuell in einer Sackgasse.