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Zurück in die Zukunft – Belgiens Atomwende

Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, nimmt nun immer klarere Formen an: In ganz Europa rücken Staaten von ihrer Atomkraft-Skepsis ab. Selbst grüne Parteien beginnen umzudenken. Der Mai 2025 markiert einen weiteren Wendepunkt – mit Signalen aus Belgien, Norwegen, Dänemark und Schweden.

Belgien: Der Atomausstieg ist Geschichte

Am 31. Januar 2003 hatte Belgien beschlossen bis 2025 alle Kernkraftwerke stillzulegen. Belgien hatte ursprünglich 7 Kernkraftwerke. 2 wurden schon 2023 stillgelegt. Betriebsgenehmigungen über 2025 hinaus gibt es nur noch für Doel 4 und Tihange 3. Am 15. Mai 2025 hat nun das belgische Parlament offiziell den Atomausstieg aufgehoben und vollzieht damit einen energiepolitischen Kurswechsel. Mit grosser Mehrheit verabschiedete das Parlament zwei Gesetzesvorlagen, die sowohl den Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke als auch den Bau neuer Anlagen ermöglichen.

Konkret dürfen Doel-4 und Tihange-3 bis 2037 weiterbetrieben werden. Die Regierung sieht darin eine notwendige Reaktion auf die angespannte Versorgungslage, die volatile Lage in Europa und die steigenden Strompreise.

Ein zweiter Gesetzesentwurf enthält flankierende Massnahmen zur Kostenkontrolle im Strommix sowie zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Während Tihange-1 und Doel-2 noch 2025 wie geplant vom Netz gehen sollen, wird gleichzeitig der gesetzliche Rahmen für neue nukleare Projekte geschaffen – einschliesslich kleiner modularer Reaktoren (SMRs).

Norwegen: Grüne Wende im doppelten Sinn

In Norwegen sorgt ein politisches Novum für Aufsehen: Die grüne Partei Miljøpartiet De Grønne (MDG) hat sich an ihrem Parteitag erstmals für die Prüfung und mögliche Einführung von Kernkraft ausgesprochen – ein Tabubruch.

Der Hintergrund: Norwegen ist mit ca. 90 % Wasserkraft zwar ein klimafreundliches Stromparadies, aber das Potenzial ist ausgeschöpft. Gleichzeitig wächst der Bedarf an sauberem Strom – u.a. durch Digitalisierung, Elektromobilität und neue Industrieprojekte. Bis 2050 wird ein Anstieg des Strombedarfs um bis zu 300 % erwartet.

Die Lösung: kleine modulare Reaktoren (SMR). Das Unternehmen Norsk Kjernekraft plant mehrere SMRs. Und: Die Zustimmung in der Bevölkerung ist von 2 % im Jahr 2017 auf über 29 % gestiegen – Tendenz steigend.

Schweden setzt auf Uran

Die schwedische Viken-Lagerstätte könnte zum geopolitischen Gamechanger werden: Mit geschätzten 600'000 Tonnen Uranerz ist sie laut Betreiber District Metals das zweitgrösste bekannte Uranvorkommen der Welt.

Noch blockiert ein Uranabbauverbot in Schweden die wirtschaftliche Nutzung. Doch die Regierung plant eine Gesetzesänderung – ab 2026 könnte der Abbau starten. Schweden hat 2000 den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2010 beschlossen und 2009 diesen Ausstieg rückgängig gemacht. Nun sichert es sich eine zentrale Ressource für eine Energiewende mit klimafreundlicher Kernenergie und positioniert sich strategisch als europäischer Versorger für Kernbrennstoffe für neue Reaktoren.

Auch das Windstromland Dänemark befasst sich neu mit der ursprünglich verfemten Kernkraft.

Man darf gespannt sein, wie sich die Kernenergie in Europa entwickeln wird.

Auch die USA erwachen!

Seit 1996 hat die nukleare Grossmacht, die einmal 100 KKW betrieben hat, ein einziges neues Kernkraftwerk in Betrieb genommen. 2024 gingen zwei AP-1000 in Betrieb. Aber am 23. Mai hat Donald Trump die Branche wachgeküsst. Im Oval Office fand eine Pressekonferenz statt, anlässlich der er vier Verordnungen unterzeichnete, welche viele Fesseln für den KKW-Neubau lösen können. So werden Bewilligungsverfahren verschlankt, die «Nuclear Regulatory Commission» (NRC) reorganisiert und Umweltauflagen vereinfacht.

«Das ist eine heisse Industrie» sagte Trump über die Nuklearbranche. «Es ist eine brillante Industrie. Aber man muss es richtig machen. Das ist jetzt alles sehr sicher und nachhaltig.». Die Pressekonferenz kann man hier verfolgen: LINK Pressekonferenz

Drei Unternehmer aus der Nuklearbranche hatten Gelegenheit, ihre Visionen vorzustellen, darunter Jake de Witt, der Chef von Oklo, ein SMR-Projekt, das der Energie Club Schweiz mehrfach vorgestellt hat.

«Wir wollen nicht Zweiter sein» sagte Trump am Schluss. Die USA müssen schnell aufwachen. Die Chinesen sind ihnen auf den Fersen.

Quelle: elements.envato.com