Umweltfreundliche Schifffahrt mit kleinen Kernreaktoren
Seit 1954 fahren nuklear angetriebene U-Boote durch die Weltmeere. Statt mit Dieselmotoren und Batterien sind sie zum Antrieb mit einem kleinen Kernreaktor ausgestattet. Seit siebzig Jahren muss man fragen: Warum eigentlich nur unter Wasser? Jetzt scheinen die Reedereien anzufangen, sich diese Frage auch zu stellen.
Das Militär hat sich diese Frage nie gestellt. Flugzeugträger und Schlachtschiffe werden selbstverständlich nuklear angetrieben. In der zivilen Seefahrt hat sich diese Technik bisher allerdings nicht durchgesetzt. Die einzigen zivilen nuklear betriebenen Frachtschiffe waren die amerikanische «Savannah» (1962 bis 1972) und die deutsche «Otto Hahn» (1964 bis 1979). Als Unikate war deren Betrieb zu teuer.
Unter dem Druck des Klimawandels wird jetzt wieder über den Nuklearantrieb für die zivile Schifffahrt nachgedacht. Am 12. Februar hat die koreanische Werft KSOD in Houston, Texas ein Modell eines Containerschiffs für 15'000 Standard Container vorgestellt, das von einem SMR angetrieben wird. Dabei soll der von Bill Gates «TerraPower» entwickelte SMR der der 4. Generation «Natrium» zum Einsatz kommen.
Die Vorteile des nuklearen Antriebs sind offensichtlich: Statt Schweröl kann zusätzliche Fracht geladen werden, Hafenaufenthalte zum Bunkern fallen weg, dank höherer Leistung steigt die Geschwindigkeit und all das ohne Ausstoss von Schadstoffen. Auch Christopher Wiernicki, der Chef des «American Bureau of Shipping sieht nur Vorteile: «Entgegen aller Vorurteile ist die Wirtschaftlichkeit des Nuklearantriebs überzeugend». Ein Bericht von Lloyds hält nuklear angetriebene Schiffe für «sicherer, zuverlässiger, emissionsfrei, langlebiger und produktiver.»
Allerdings entstehen auch neue Probleme. Die weltweite Zulassung dürfte schleppend verlaufen, obwohl ein US-Industrieausschuss bereits im Oktober 2024 ein Grundlagenpapier vorgelegt hat, und die irrationale Atomangst ist auch noch nicht überall überwunden. Der endgültige Durchbruch der nuklearen Schifffahrt dürfte geschafft sein, wenn das erste Atom-Kreuzfahrtschiff vom Stapel läuft.
(Quelle: «Nuclear Smartbrief» und «NucNet» 14. Februar 2025).
