Keinen Solarexpress ohne Stromnetzausbau
Eigentlich war von Anfang an klar: Die von der Politik geforderte Solaroffensive muss mit einer Netzoffensive einhergehen, sonst droht der grosse Stau im Stromnetz. Doch Politiker, Medien und die Strombranche wollten nicht zeigen, was das kostet.
Gemäss einer Studie des Bundesamtes für Energie müssten bis 2050 bis zu 66 Milliarden Franken in den Netzausbau investiert werden, damit der Umbau des Stromsystems in der Schweiz funktioniert. Der Umstieg auf Flatterstrom ist ein kostspieliges Unterfangen.
Wie es aussieht, kommt der Ausbau des Stromnetzes bereits heute nicht mit dem Ausbau-Tempo der Solarpanels auf Dächern – angeheizt durch hohe Subventionen – mit. Aktuell werden hierzulande jeden Tag über 200 neue Solaranlagen auf Dächern und Fassaden installiert. Im laufenden Jahr wird die Solarenergie erstmals über 10 Prozent des Jahresbedarfs liefern. Jahreszahlen tragen jedoch nichts zur Stromversorgung im Winter bei. Im Sommer gibt es Überschüsse im Winter Mangel. Und genau hier liegt das Problem: Im Sommer ist der Strom wertlos und muss abgeregelt werden, denn Verbrauch und Produktion müssen immer im Gleichgewicht sein.
Die NZZ schreibt von einem immer enger werdenden Flaschenhals im Verteilnetz. Es komme bereits heute häufiger vor, dass die Netzbetreiber ihren Kunden den Anschluss der Solaranlage ans Stromnetz nicht bewilligen können, da das bestehende Verteilnetz zu wenig leistungsfähig ist und der Platz für neue Trafoanlagen fehlt.
Im Versorgungsgebiet der BKW gibt es gemäss NZZ gegen 6000 Trafostationen. Um die im Stromgesetz verankerten Ziele zu erreichen, müssen bis ins Jahr 2050 3000 weitere hinzukommen. Doch die Raum- und Zonenordnungen verhindern immer wieder den Ausbau. Wenig überraschend fordert man jetzt, dass die Raum- und Zonenordnung aufgeweicht werden soll: Die Trafostationen sollen nun auch ausserhalb von Bauzonen bewilligt werden. Ob und wann dies der Fall sein wird, ist unklar. Klar ist hingegen schon jetzt: Es wird wohl nur mit einer künstlichen Begrenzung gehen. Und so plant die BKW bereits jetzt in ihrem Versorgungsgebiet, die Leistung aller neu installierten Solaranlagen fortan fix auf 70 Prozent der Leistung zu begrenzen. Das dazu benötigte grüne Licht des Bundesrats sollte nächstes Jahr kommen. Spätestens dann wird wohl der eine oder andere Neubesitzer einer Solaranlage merken, dass die erhoffte Unabhängigkeit vom Stromnetz doch nicht Realität geworden ist.