Es gibt sie – die Dunkelflaute
Wind und Sonne liefern nur Strom, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Bei Dunkelflaute wird kein Strom produziert. Dann braucht es einen Ersatz. Was das bedeutet, konnte in den letzten Tagen beobachtet werden.
Der 6. November 2024 war im Schweizer Mittelland ein grauer Tag. Der Nebel war auch an diesem Tag nicht wegzukriegen, wie schon die Tage zuvor. Ganz ähnlich war es in Deutschland. Auch das Nachbarland lag unter einer grauen Decke. Man wünschte sich endlich ein wenig Dynamik im Wettergeschehen. Doch ein Blick auf die Höhenzüge und die Küstenlinien Deutschlands machten klar: So schnell wird sich der Nebel nicht lichten und es war praktisch windstill. Und zwar nicht nur an Land, nein, auch draussen auf der Nord- und Ostsee, wo die grossen Windräder allesamt für über 10 Stunden stillstanden und in den restlichen 14 Stunden auch nur vereinzelt in Bewegung waren und minimal Strom lieferten. Kurzum: Es war Dunkelflaute im Land der Energiewende und die fossilen Kraftwerke mussten einspringen.
Die Windkraft war an diesem Tag zu gerade mal 0,5 Prozent an der Grundlast beteiligt. Beim Solarstrom sah es genauso düster aus. Damit das Stromnetz trotzdem noch stabil gehalten werden konnte, musste massiv Strom importiert werden. Französischer Atomstrom war da eine willkommene Quelle. Gleichzeitig wurden die fossilen Anlagen hochgefahren: Dazu gehören schnell zuschaltbare Gaskraftwerke, Kohle- und sogar Ölkraftwerke. All diese fossilen Kraftwerke mussten am 6. November doppelt so viel Strom produzieren wie gewöhnlich.
Dies war nicht nur für die CO2-Bilanz Deutschlands ein dunkler Tag, es war auch ein teurer Tag. Da die fossilen Kraftwerke mit höheren Betriebskosten arbeiten, schossen die Gebote für Stromlieferung in die Höhe. Am 6. November lagen die Strompreise in den Auktionen im Durchschnitt bei 231 Euro je Megawattstunde und damit doppelt so hoch wie normalerweise. Phasenweise kletterten die Preise gar auf über 800 Euro je Megawattstunde. Es war der teuerste Tag seit langem.
Und der 6. November war eine Erinnerung an die taumelnde Industrienation Deutschland: Der Ausbau der Solar- und Windkraft birgt Risiken. Die Ampel-Koalition wollte diese mit dem sogenannten Kraftwerksicherheitsgesetz minimieren.
Der 6. November ist nur ein Beispiel-Tag. Der ganze Monat stand im Zeichen der Dunkelflaute. Die Welt schreibt vom Ökostrom-Ausfall, der MDR schreibt von einer Gefahr für die Versorgung. Geplant war der Bau neuer Gaskraftwerke, die später allenfalls auf Wasserstoff umgestellt werden könnten, sowie eine Modernisierung bestehender Anlagen. Damit wollte man sich gegen zukünftige Dunkelflauten rüsten. Wobei das ganze Unterfangen ohne russisches Gas zu bewerkstelligen sein müsste.
Die Ampel-Koalition ist Geschichte, das Kraftwerksicherheitsgesetz noch nicht durch den Bundestag. Die Stromversorgung in Deutschland lässt immer mehr zu wünschen übrig. Klar ist nur: Die nächste Dunkelflaute kommt bestimmt.