Das wahre Gesicht der Chefin
Alpiq verlässt Ende Jahr den Wirtschaftsverband economiesuisse. Das ist kein Beinbruch für economiesuisse. Sie hat den Auftrag sich für optimale Rahmenbedingungen des Produktions- und Diensleistungsstandortes einzusetzen, insbesondere für eine jederzeit sichere, bezahlbare und klimafreundliche Stromversorgung.
Der Stromkonzern Alpiq ist an den beiden Schweizer Atomkraftwerken Gösgen und Leibstadt beteiligt. Dem Unternehmen gehören 40 Prozent des Kraftwerkes in Gösgen, am Kraftwerk in Leibstadt ist Alpiq mit 27,4 Prozent beteiligt. Die beiden Atomkraftwerke tragen ganz wesentlich zur Versorgungssicherheit der Schweiz bei – insbesondere im Winter.
Nun tritt Alpiq per Ende des Jahres aus dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft economiesuisse aus. Gemäss NZZ und 20minuten ist der energiepolitische Kurs von economiesuisse Schuld am Austritt. Der Wirtschaftsverband begrüsst es, dass der Bundesrat das Verbot von Rahmenbewilligungen für neue Kernkraftwerke als Antwort auf die Initiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)» streichen will.
Alpiq steht seit drei Jahren unter der Führung von Antje Kanngiesser, einer deutschen Juristin aus Bayern, von Haus aus Atomkraftgegnerin. Vor ihrem Wechsel in die Schweiz arbeitete Kanngiesser in deutschen Anwaltskanzleien, zu deren Spezialitäten das Rechtsgebiet rund um Neue Erneuerbare gehört. Auch in der NZZ äusserte sich Kanngiesser kritisch zur Kernenergie.
Der Austritt von Alpiq aus dem Dachverband der Wirtschaft – insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Atom-Aktivitäten – steht auf den ersten Blick quer in der Landschaft. Zumal sich economiesuisse ja auch für Laufzeitverlängerungen der bestehenden AKW oder ein Strommarktabkommen stark macht. Es lohnt sich deshalb, genauer hinzuschauen.
Die Eigentümer von Alpiq stammen mehrheitlich aus der Romandie und aus der Nord-West-Schweiz. Dazu gehören beispielsweise die Kantone Waadt, Genf und Basel-Land. Sie und ihre Elektrizitätswerke haben ihre Geschäftstätigkeit auf die subventionierten Neuen Erneuerbaren, die den Handel begünstigen, ausgerichtet. Entsprechend dürfte das Interesse an Technologieoffenheit tief sein.
Für economiesuisse ist der Austritt von Alpiq kein Beinbruch. Der Wirtschaftsverband ist nicht zuständig für die Aufrechterhaltung von Industriepolitik resp. subventionierten Geschäftsfeldern öffentlich-rechtlicher Körperschaften. Er muss im Sinne seiner Mitglieder dafür sorgen, dass die Schweizer Industrie, Chemie, Pharma, der Finanzplatz und die zahlreichen Unternehmen des Digitalsektors über eine sichere, bezahlbare und klimafreundliche Stromversorgung verfügen. Wenn economiesuisse für Technologieoffenheit einsteht – macht sie also alles richtig.