Ausbau nicht auf Kurs
Economiesuisse hat den «Grande-Dixence-Index» ins Leben gerufen. Mit ihm lässt sich der jährlich notwendige Zubau an Erneuerbaren überprüfen – wie er im Stromgesetz vorgesehen ist. Der Index zeigt: Die Schweiz ist bereits massiv im Hintertreffen.
Das Stromgesetz, über welches die Schweiz am 9. Juni abgestimmt hat, verlangt einen massiven Zubau an erneuerbarer Stromproduktion. Der Zubau muss den ganzen sich abzeichnenden Mehrbedarf an Strom abdecken. Das heisst: Es braucht sauberen Strom als Ersatz für die fossilen Energieträger, es braucht Strom um das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie die Digitalisierung zu bewältigen und den Wegfall der laufenden Kernkraftwerke zu kompensieren.
Um die Fortschritte zu überprüfen, hat economiesuisse den «Grande-Dixence-Index» entwickelt. Der Wirtschaftsdachverband schreibt: «Das im Stromgesetz definierte Ziel für das Jahr 2035 ist ein Zubau von 35 TWh Strom aus erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft). Diese Produktion lag 2023 insgesamt bei 6.8 TWh. Somit benötigen wir bis 2035 noch einen Ausbau von 28.2 TWh, was eine zusätzliche Produktion von 2.4 TWh pro Jahr bedeutet. Dies entspricht der durchschnittlichen jährlichen Produktion der Grande Dixence, dem grössten Schweizer Wasserkraftwerk. Wir müssen also jedes Jahr erneuerbare Energien in der Grössenordnung einer Grand Dixence zubauen.»
Der Index ist ein leicht verständliches Werkzeug, um den Zubau zu überprüfen. Der erste Vergleich zeigt, dass die Schweiz das Ziel schon im ersten Jahr meilenweit verfehlt hat. Es fehlen rund 70%. «Mit den aktuellen Ausbauwerten starten wir also bereits mit einem beträchtlichen Rückstand in die Ära des Stromgesetzes, das per 2025 in Kraft tritt», bilanziert economiesuisse.
Ein Monitoring ist in jedem Fall sehr sinnvoll. Denn es gilt daran zu erinnern, dass die Defizite jedes einzelnen Jahres in den kommenden Jahren kompensiert werden müssen. Ausserdem ist das «wursteln» im Blindflug äusserst gefährlich. Das hat die Schweizer Politik die letzten 13 Jahre bereits gemacht und auch deshalb stecken wir in der Strom-Sackgasse.
«Der Um- und Ausbau des Energiesystems auf dem Weg zu Netto Null 2050 ist mit dem Stromgesetz nicht erledigt. Es wird in der Umsetzungsphase einen langen Atem brauchen, sowie weitere Massnahmen, um zu gewährleisten, dass die Energieversorgung der Zukunft nicht nur sauber, sondern auch sicher und günstig ist. Technologieoffenheit ist entscheidend und es wird auch langfristig Grosskraftwerke brauchen. Diese Diskussion ist jetzt zu führen und nicht dann, wenn es zu spät ist», schreibt economiesuisse.