Welche Kernkraftwerke für die Schweiz?
Die Gegner von neuen Atomkraftwerken behaupten immer, dass niemand eine neue Anlage bauen will. Dass das nicht stimmt, zeigen 29 Länder weltweit. Die Auswahl ist gross. Von kleinen SMR für ein Datencenter bis zu KKW der Grösse Leibstadt.
Die internationale Ausschreibung von Tschechien beweist jetzt, dass es sehr wohl Unternehmen gibt, die neue Atomkraftwerke bauen können und wollen. Das Land hat beschlossen, auch in Zukunft auf Atomkraft zu setzen und so für Wirtschaft und Bevölkerung eine sichere Stromversorgung zu garantieren.
Der Tagesanzeiger schreibt: «Gewonnen hat die Ausschreibung der Konzern Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP), eine Tochtergesellschaft der Korea Electric Power, des staatlichen Energieversorgungsunternehmens Südkoreas. Gestochen hat die preisgünstige Offerte. Aber nicht nur. Das Angebot sei nach praktisch allen bewerteten Kriterien das Bessere gewesen, sagte der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala in Prag. Leer ging dagegen der französische Atomriese EDF aus».
Tschechische Unternehmen werden in Form von Aufträgen am Projekt beteiligt. Das stellt nicht nur die finanzielle Beteiligung sicher, sondern garantiert auch einen gewissen Knowhow-Transfer. Die Koreaner haben Übung beim Bau von AKW, haben sie doch in den Vereinigten Arabischen Emiraten innert acht Jahren vier fortgeschrittene APR mit 1400 MW Leistung gebaut für 25 Milliarden US-Dollar.
Schweizer Atomkraftgegner behaupten immer wieder, dass es sich bei der Atomdebatte um eine Scheindebatte handle, weil niemand ein Kernkraftwerk bauen will.
Der Tagesanzeiger hat beim Nuklearforum nachgefragt, ob eine solche internationale Ausschreibung auch in der Schweiz möglich wäre. Stefan Diepenbrock, Sprecher des Nuklearforums, bestätigt, dass dies auch ein Weg für die Schweiz sein könnte. «In der Schweiz könnte der Prozess laut Diepenbrock dann in etwa so laufen: Zuerst würde die Stromwirtschaft einen Kraftwerkstyp mit dem entsprechenden Anbieter auswählen. Das Kraftwerksprojekt hätte im Anschluss ein strenges Bewilligungsverfahren zu durchlaufen – samt absehbarer Volksabstimmung», schreibt der Tagesanzeiger.
Internationale Ausschreibungen zum Bau von neuen Kernkraftwerken werden sich in den nächsten Jahren etablieren. Der Tagesanzeiger schreibt: «Tschechien und Südkorea eint nicht nur der neue Auftrag. Sie gehören zu jenen 22 Staaten, die sich auf der Weltklimakonferenz in Dubai zu einer neuen Atomallianz formiert haben. Erklärtes Ziel: Die Energieerzeugung aus Atomkraft bis 2050 massiv ausbauen; bis 2050 sollen die Kapazitäten verdreifacht werden. Zur Allianz zählen fast alle grossen westlichen Industriestaaten, darunter die USA, Kanada, Grossbritannien und Frankreich. Aber auch Schweden, Finnland, die Niederlande sowie Polen sind dabei. Und selbst Japan, trotz des Atomunfalls in Fukushima 2011».
Die Allianz sieht in der Atomkraft den Schlüssel für den Kampf gegen den Klimawandel und die gleichzeitige Sicherstellung der Stromversorgung. Auch die Europäische Union ist dieser Meinung. Die EU-Staaten haben im Net Zero Industry Act die Atomkraft in die Liste der Netto-Null-Technologien aufgenommen.