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Alpine Solaranlagen sind teurer als Kernenergie

Die ETH-Professorin Annalisa Manera begründet, warum Kernenergie günstiger als Alpinsolar ist und erklärt, was die Kernkraftwerke der neusten Generation so sicher macht.

Professorin Annalisa Manera lehrt und forscht an der ETH Zürich am Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik im Bereich nukleare Sicherheit und Mehrphasenströmungen. Sie ist ausserdem Gruppenleiterin am Paul-Scherrer-Institut (PSI). An der vorletzten Generalversammlung des Energie Club Schweiz hielt Annalisa Manera einen Vortrag über eine sichere und saubere Energieversorgung unseres Landes. Nun hat sie dem Tagesanzeiger anlässlich der baldigen Inbetriebnahme des französischen Atomkraftwerks Flamanville ein grosses Interview gegeben.

Sie widerlegt den Mythos, dass der Bau von neuen Kernkraftwerken immer sehr lange dauert. Die mittlere Bauzeit neuer Anlagen dauert nämlich nur gerade 7,7 Jahre. Dass der Bau der neusten beiden Kernkraftwerke in Europa – Flamanville und Olkiluoto - länger gedauert hat, ist den nicht mehr vorhandenen Lieferketten geschuldet. Die fehlenden Lieferketten mussten erst wieder etabliert werden.

Manera erklärt auch, weshalb die neuen Kernkraftwerke viel sicherer sind. «Der EPR besitzt viele zusätzliche Sicherheitssysteme. Selbst wenn es in einem extrem unwahrscheinlichen Fall zu einer Kernschmelze kommen sollte, kann der EPR damit umgehen: Die Kernschmelze wird in einer speziellen Konstruktion aufgefangen, Core-Catcher genannt, und dort passiv gekühlt. In diesem Extremfall wird die Sicherheit allein aufgrund physikalischer Prinzipien gewährleistet». Die Anlagen benötigen deshalb keine Notstromdiesel. Die Freisetzung von Radioaktivität ist praktisch eliminiert.

Sehr interessant sind auch die Berechnungen von Annalisa Manera in Bezug auf die Kosten der verschiedenen Stromproduktionsarten. «Für die Konsumenten sind die Stromkosten in den Szenarien mit Kernenergie am tiefsten. Um das zu verstehen, ist es wichtig, die hohen Baukosten für Kernkraftwerke im Kontext zu sehen. Ein einzelner grosser EPR ist mit Kosten von vielleicht 5 bis 10 Milliarden Franken sehr teuer, produziert aber auch mehr als 12 Terawattstunden Strom pro Jahr. Um die gleiche Jahresleistung mit alpinen Solaranlagen zu erzeugen, bräuchte man das Äquivalent von 543 alpinen Anlagen wie Gondosolar von Alpiq, und das zu Kosten von rund 29 Milliarden Franken». Noch nicht in diesen 29 Milliarden eingerechnet sind die Backup-Kapazitäten (Reservekraftwerke) und die enormen Kosten für den Netzumbau.

Annalisa Manera wehrt sich im Interview auch dagegen, dass man die verschiedenen Technologien immer gegeneinander ausspielt. Wir brauchen alle Technologien. Wenn wir Wirtschaft und Gesellschaft dekarbonisieren wollen – dann machen wir die Herausforderung ohne Kernenergie doppelt so gross.

Annalisa Manera: Für eine sichere und klimaneutrale Stromversorgung braucht die Schweiz alle Produktionsarten (Foto: zvg / PSI)..