Bill Gates greift zur Schaufel
Nein, nicht um Geld zu schaufeln, sondern für den ersten Spatenstich zum Bau des visionären Kernkraftwerks «Natrium». Der Reaktor passt mit einer Leistung von 315 MWe nicht ganz in die Kategorie SMR, aber als Schneller Brüter gehört er zur Generation 4. Warum heisst er Natrium? Weil «Sodium», sein Kühlmittel, auf Deutsch so heisst.
Bill Gates gründete die Firma «Terra Power», die Entwicklungsfirma des «Natrium», im Jahr 2006. Die Vision war, einen Reaktor zu bauen, der ausser Spaltprodukten keinen Abfall produziert und der alles Uran nutzen kann, nicht nur die 0,7% Uran 235. Dazu braucht es schnelle Neutronen. In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte man viele Erfahrungen mit dieser Art von Reaktoren sammeln können, besonders mit dem IFR-Projekt (Integral Fast Reactor). Aber für die ölverliebte Clinton-Administration war das Konzept zu vielversprechend. Man zog dem Projekt den Stecker.
Jetzt sind die «Schnellen Reaktoren» wieder da. In China, Russland, Indien und jetzt also auch wieder in den USA. Schnelle Reaktoren benötigen einen «Zünder». Man muss sie mit einer Ladung mit ausreichend U-235 oder Pu-239 «anfahren». Daneben enthalten sie Natururan oder abgebrannte Brennstäbe aus «normalen» KKW. Einmal in Betrieb, kann der Reaktor jahrelang weiterlaufen, indem er U-238 in spaltbares Pu-239 umwandelt, das heisst, er produziert seinen eigenen Brennstoff.
Als Besonderheit treibt der durch die Spaltenergie erzeugte Dampf nicht eine Turbine, sondern das Kühlmittel Natrium heizt eine flüssige Salzmischung, welche die Energie speichert. Erst das Flüssigsalz erzeugt den Dampf und erlaubt der Turbine während bis zu 5 Stunden 500 MW zu leisten und sie anschliessend auf 120 MW zurückzufahren. Das Kraftwerk ist damit auf einen Lastfolgebetrieb ausgelegt. Das Argument, Kernkraft passe nicht zu den Erneuerbaren, weil man sie nicht regeln könne, ist damit vom Tisch.
Der Prototyp des «Natrium» dürfte vor 2030 in Kemmerer (Wyoming) ein Kohlekraftwerk ersetzen. Parallel zum Bau des Prototyps bereitet TerraPower die Massenproduktion vor. Auch die Mär von den nicht vorhandenen Reaktoren der 4. Generation ist vom Tisch.