Das «Gornerli»
Von den im Stromgesetz vorgesehenen Wasserkraft-Zubauten ist das «Gornerli» das grösste Projekt. Es soll zusätzlich 650 GWh Winterstrom liefern. Das ist ein Drittel so viel, wie die andern 14 Projekte des «Runden Tisches» zusammen produzieren.
Der «Runde Tisch» von Simonetta Sommaruga, 15 Projekte für mehr Wasserkraft-Strom im Winter, kommt jetzt an die Urne. Befürworter und Gegner kämpfen heftig für Ihre Argumente. Worum geht es?
Dort, wo früher der Gornergletscher weit ins Tal hinunter reichte, liegt heute eine Landschaft, die man als Gletschervorfeld bezeichnet. Es ist eine karge Kieslandschaft, in der sich ein Pionierbiotop zu bilden beginnt. Das ist der Grund für die vehemente Ablehnung durch Natur- und Landschaftsschützer. Der Tagesanzeiger berichtete ebenfalls über das geplante Projekt. Demgegenüber können die Befürworter gewichtige Vorteile auf die Wage legen.
Das Gornerli ist ein Projekt der Grand Dixence SA. Grand Dixence ist nicht einfach ein Kraftwerk, es ist ein riesiges System bestehend aus 75 Wasserfassungen, von denen aus Wasser mit Hilfe von fünf Pumpstationen durch insgesamt 100 km lange Stollen in den Lac de Dix geleitet wird. Dabei nutzt man das Schmelzwasser von 35 Gletschern, darunter das des Gornergletschers. Obwohl der Lac de Dix Wasser für die Produktion von fast 2 TWh speichern kann, 20 Prozent der Speicherkapazität aller Stauseen in der Schweiz, reicht die Kapazität nicht aus, um alles zufliessende Wasser zu speichern.
Hier kommt das Gornerli ins Spiel: Mit einer Staumauer, die bei einer geologisch geeigneten Talenge gebaut wird, relativ kurz (285m) und niedrig (85m) ist, könnte die Speicherkapazität des Systems Grand Dixence auf 2,5 TWh vergrössert werden. Das heisst, Sommerstrom günstig und einfach in den Winter verschieben. Kein anderes Projekt vom «Runden Tisch» kann das besser.
Die Gemeinde Zermatt sieht einen weiteren Vorteil: Hochwasserschutz. In Zukunft wird der Niederschlag immer häufiger in Form von Regen fallen statt als Schnee. Das erhöht die Gefahr von Hochwasser, welche Zermatt gefährden können.