IAEA-Generaldirektor Grossi in der Schweiz
Dem Nuklearforum ist ein Coup gelungen. Für seine Generalversammlung haben der Präsident Hans-Ulrich Bigler und der Geschäftsführer Lukas Aebi Rafael Grossi, den Generaldirektor der «International Atomic Energy Agency (IAEA)» für ein Referat gewinnen können.
Rafael Grossi ist in der Schweiz kein Unbekannter. Vor Jahren verlangte die Schweizerdelegation bei der IAEA, dass alle Mitgliedländer ihre nuklearen Sicherheits-Standards nach dem Vorbild der Schweiz ausrichten. Das ging natürlich nicht. Ein unbedeutendes Land wie die Schweiz kann doch nicht Normen setzen. Grossi, damals noch in einer weniger wichtigen Funktion, nahm den Text der Schweizer und formulierte ihn so, dass er keinen Anstoss erregte. Die Generalversammlung hat den Vorstoss genehmigt. Ein diplomatisches Meisterwerk von Grossi.
Jetzt stand er da als Generaldirektor der IAEA auf Einladung des Nuklearforums im Circle am Flughafen Zürich und verkündete: Die Kernenergie steht vor einer Renaissance! An der COP 28 in Dubai – der Klimakonferenz – schaffte es Kernenergie zum ersten Mal ins Schlussdokument. 19 Länder versprachen, ihre Kernkraft zu verdreifachen, darunter USA, Holland, Frankreich. Erstaunlich, meinte er, dass es 27 Klimakonferenzen gebraucht habe, bis die Einsicht gereift sei, dass die Kernenergie helfen könne, das Klimaproblem zu lösen.
Im Moment ist Grossis grösstes Problem die Sicherheit des von Russland besetzten ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja. Zwar ist es seit zwei Jahren stillgelegt und die sechs Reaktoren sind ausser Betrieb. Das heisst, dass die Spaltprodukte nicht mehr soviel Energie produzieren wie am Anfang, aber immer noch soviel, dass sie gekühlt werden müssen. Und diese Kühlung ist immer wieder gefährdet. Das Kraftwerk liegt an der Front zwischen Russland und Ukraine und die Mitarbeiter der IAEA, welche die Sicherheit gewährleisten, sehen sich erheblichen persönlichen Risiken ausgesetzt.
In Bezug auf die Schweiz ist Grossi optimistisch. Die Schweizer seien pragmatisch genug, dass sie früher oder später einsehen werden, dass es ohne Kernenergie nicht geht.
Am Tag darauf traf Grossi Bundesrat Parmelin und verschiedene Parlamentarier.