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Fragile Stromversorgung

Je mehr Wind- und Solaranlagen installiert werden, desto grösser sind die Preisausschläge für Strom. Aber nicht nur die Preisgestaltung leidet - das gesamte Stromsystem ist mittlerweile in grosser Gefahr.

"Der enorme Zubau von Photovoltaikanlagen im vergangenen Jahr in vielen europäischen Ländern hat dazu geführt, dass es seit Februar immer häufiger zu starken Strompreisschwankungen kommt. Besonders extrem ist die Situation in Griechenland, Spanien und Portugal", schreibt Herbert Saurugg im Fachmagazin RiskNet.

Warum kommt es zu diesen Preissprüngen? Je nach Verfügbarkeit von Solar- und Wind kommt es zu riesigen Preissprüngen. Krass ist es jeweils an Wochenenden, in den Nachmittagsstunden (gegen Null oder negativ), und zu deutlichen Preissteigerungen in den Abendstunden (19 bis 20 Uhr), wenn der fehlende PV-Strom durch andere Anlagen ausgeglichen werden muss, erklärt Experte Herbert Saurugg.

Aber nicht nur die Preisgestaltung wird zunehmend anspruchsvoller. Die neuen Erneuerbaren gefährden auch die Versorgungssicherheit resp. schaden der Stabilität des Gesamtsystems. Herbert Saurugg schreibt: "Entscheidend für die Versorgungssicherheit ist, dass Erzeugung und Verbrauch jederzeit im Gleichgewicht gehalten werden können. Dies geschieht über ausgefeilte Prognosen und Einsatzplanungen sowie Regelreserven. Dennoch gibt es, egal, wie gut man dies schafft immer Abweichungen in der Bilanz. In der bisherigen grosstechnischen Welt wurde dieser Fehler durch die Momentanreserve ausgeglichen, die Systembestandteil jedes konventionellen Kraftwerks war und ist. Hier werden rein physikalisch die permanenten Schwankungen ausgeglichen und das System stabilisiert. PV- und Windkraftanlagen verfügen nicht über diese Funktionalität, sodass mit steigendem EE-Anteil diese wichtigen "Stossdämpfer" verloren gehen".

Die Fragilität resp. die Verletzlichkeit des Systems steigt, je mehr Wind- und Solarstrom produziert wird, weil die schnellen Ausgleichsmöglichkeiten fehlen. Bisher konnte im gesamteuropäischen System jeweils noch entsprechend reagiert werden. Unklar allerdings sind die Kipppunkte des Gesamtsystems. Es besteht die reale Gefahr von Blackouts.

Wie zur Bestätigung erreicht uns am Montagmorgen eine Nachricht von Herbert Saurugg, dass am Sonntagabend, 28. April 2024, um Punkt 20 Uhr die Frequenz im europäischen Stromnetz gefährlich eingebrochen ist. (Siehe Grafik). Der Zeitpunkt könnte darauf hindeuten, dass die Ursache bei den Stromhändlern zu suchen ist.

Die Frequenz des Wechselstroms muss jederzeit genau 50 Hz (Hertz oder Schwingungen pro Sekunde) betragen und darf nicht mehr als 0,15 Hz davon abweichen. Eine zu tiefe Frequenz bedeutet eine Überlastung des Netzes. Wenn die Abweichung zu gross wird, erfolgt das, was die «Stromer» einen Lastabwurf nennen: Das Netz versorgt bestimmte Konsumenten nicht mehr, das heisst Blackout.

Am Sonntagabend sind wir noch einmal davongekommen. Mit knapper Not allerdings.

Blackouts dürften eher schneller als langsamer zur Realität werden.