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Ernüchterung statt Goldgräberstimmung

Der alpine Solarexpress stösst auf Widerstand. Umweltverbände und Einwohner wehren sich gegen grosse Anlagen in den Alpen. Nun sollen die Fristen für Subventionen verlängert werden.

Nicht die ganze Schweiz teilt die Euphorie über die grossen alpinen Solaranlagen. Es zeigt sich, dass die geplanten Projekte insbesondere auch in den jeweiligen Standortgemeinden Widerstand hervorrufen.

Beispielsweise im bündnerischen Ilanz. Hier plante die Axpo eine Anlage, die in einem bereits genutzten Gebiet realisiert hätte werden sollen. Die geplante Anlage galt als Leuchtturmprojekt in Bezug auf die Verbindung von Natur, Freizeitnutzung und Stromproduktion. Sogar Skipisten durch die Solaranlagen waren geplant. Die Gemeindebehörden unterstützten die Pläne der Axpo aktiv und sprachen sich für die Anlage aus. Trotz der intensiven Bemühungen sprach sich die Bevölkerung in der entscheidenden Volksabstimmung gegen die Anlage aus.

Die NZZ schreibt: «Doch die Überzeugungsarbeit nützte nichts. Über 60 Prozent der Stimmbevölkerung von Ilanz und den umliegenden zwölf Dörfern sprachen sich Ende November gegen die beiden Solarparks aus, welche der Energieversorger Axpo an den südlichen Bergflanken der Surselva geplant hatte». Ausschlaggebend für den Volksentscheid war gemäss Gemeindepräsident, dass die Bevölkerung den Naturschutz höher gewichtete als die Gemeindefinanzen und Energiesicherheit.

Ilanz steht stellvertretend für den Trend, dass die geplanten Solaranlagen in den Bergen bei der lokalen Bevölkerung nicht auf viel Gegenliebe stossen. «Dass die örtliche Stimmbevölkerung einem Solarprojekt den Stecker zieht, ist kein Einzelfall. Auch in Disentis, Melchsee-Frutt und Ovronnaz mussten Energieversorger ihre Pläne nach einem Urnengang begraben. Immer mehr zeigt sich: Der Solarexpress, den das Parlament im Herbst letzten Jahres mit grosszügigen Subventionen und beschleunigten Verfahren angestossen hat, kommt nicht richtig in Fahrt. Längst ist die Goldgräberstimmung verflogen, welche die Hauruckübung in Bundesbern in den Bergtälern kurzzeitig ausgelöst hatte», schreibt die NZZ.

Weniger Widerstand als in Graubünden und Wallis, wo der Kanton von der Stimmbevölkerung ausgebremst wurde, lösten die alpinen Solarprojekte bis jetzt im Kanton Bern aus. Bewusst bezog man in Bern Stakeholder, Bevölkerung und Naturschutzorganisation früh in den Planungsprozess ein. Trotzdem zog nun die Stimmbevölkerung aber auch dem Berner Prestigeprojekt Solsarine den Stecker. «Der Berner Solarexpress wurde am Freitagabend in Saanen gestoppt. Circa 62 Prozent der 598 Anwesenden sagten an der Gemeindeversammlung Nein zum Solarprojekt Solsarine. Die Fotovoltaikanlage – insgesamt 47 Hektaren, verteilt auf 13 Standorte – hätte dereinst jährlich 67 Gigawattstunden produzieren sollen», schreibt die Berner Zeitung.

Wie lässt sich das Ganze einordnen? Regionen, die über einen starken Tourismussektor verfügen, haben kein Interesse an den riesigen Bauprojekten, die im Widerspruch zum Landschafts- und Naturschutz stehen. Sie wissen um den Wert ihrer Landschaft – ihr Hauptverkaufsargument im Tourismus. Daran ändern auch die hohen Subventionen für die Solaranlagen nichts. Gegenteilig ist die Situation bei Berggemeinden, welche nicht vom Tourismus profitieren. Sie sehen in den stark subventionierten Solaranlagen eine gute Möglichkeit, die Gemeindekassen zu füllen.

Auch im Berner Oberland stossen die alpinen Solaranlagen nicht überall auf Gegenliebe.