Globale Flaute bei der Windkraft
Europaweit ist die Windkraft-Industrie wirtschaftlich unter Druck: Ohne Staat geht in der Branche nicht mehr viel. Kostenvorteile ade, was bleibt: subventionierter Flatterstrom und eine Materialschlacht mit wenig Ertrag.
Das braucht es zum Bau einer 3MW Vestas Windanlage: 902 Tonnen Beton; 357 Tonnen Stahl und Gusseisen; 24 Tonnen Keramik und Glas; 21 Tonnen Kunststoffe; 5 Tonnen Kupfer; 3 Tonnen Aluminium und 0,5 Tonnen Seltene Erden. Mit diesen Materialmengen gelingt es, im Jahr 6‘000 MWh = 0,006 TWh Strom zu erzeugen. Diese Menge Strom produziert das KKW Gösgen in 6 Stunden – ganz unabhängig davon, ob der Wind bläst oder nicht.
Die schlechten Meldungen von der europäischen Windkraft-Industrie reissen zurzeit nicht ab. So titelte die NZZ: «Explodierende Kosten, Rufe nach mehr Hilfe des Staates: Die Windkraft erlebt ihre Feuerprobe». Auch in der NZZ hiess es: «Siemens Energy hat den höchsten Verlust der Geschichte bekanntgegeben. Schuld sind Probleme im Windkraftgeschäft» oder – ebenfalls in der NZZ : «Debakel mit Windkraftanlagen: Siemens Energy will Milliardengarantien vom Staat».
Was ist los bei der vermeintlichen Winterstromproduktion der Zukunft? Die Probleme sind vielschichtig. Zum einen sind die Produktionskosten für neue Windkraftanlagen deutlich gestiegen, sodass sich der Bau von zugesicherten Projekten bereits nicht mehr rechnet. Jüngstes Beispiel dafür ist der dänische Windgigant Ørsted. Der weltweit grösste Offshore-Windparkbetreiber musste mehr als 5 Milliarden Dollar abschreiben, nachdem die Finanzierung von Windkraftprojekten in den USA teurer geworden war und die erwarteten Subventionen nicht im erhoffen Masse ausbezahlt wurden. Die Aktien sackten massiv ab, das Management musste den Hut nehmen.
Ørsted ist nicht allein: In Deutschland hat Siemens mit seiner Windkraftsparte derart grosse Probleme, dass der Staat milliardenhohe Garantien aussprechen musste. Offenbar kämpft man mit massiven Qualitätsproblemen. In Grossbritannien musste unlängst eine Auktion von Offshore-Windpark-Verträgen abgeblasen werden, weil es keinen einzigen Bieter gab: Der Strompreis, den die Regierung garantierte, war nicht hoch genug, um die gestiegenen Kosten zu decken.
Das deutsche Handelsblatt fasst die prekäre Lage der Branche wie folgt zusammen: Wegen Inflation, steigender Zinsen, eines harten Preiswettkampfes und eines kapitalintensiven Technologiewettrennens untereinander verdient gerade keiner der grossen Wind-Turbinenhersteller Geld. Es ist also kein Wunder, dass die Industrie auf die Politik hofft. Und offenbar fanden die Wehklagen offene Ohren in Brüssel: Die EU hat bereits ein Hilfspaket für die taumelnden Windkonzerne aufgelegt. Wie man hört, sind sogar Garantien für milliardenschwere Windprojekte ein Thema. Es zeigt sich nun also auch beim Wind: die vermeintlich kostengünstigen neuen erneuerbaren Energien kommen zusehends ins Straucheln.
Ohne Staat geht auch hier nicht mehr viel. Damit fällt auch ein gerne vorgebrachtes Argument gegenüber anderen Formen der Stromerzeugung zunehmend ins Wasser: Der Kostenvorteil. Ohne diesen spricht nicht mehr viel für die Windkraft. Schon gar nicht in der Schweiz! Wir müssen acht Windturbinen bauen, um so viele Kilowattstunden zu produzieren, wie eine einzige Anlage an der Nord- oder Ostsee liefert.