Die Argumente gehen aus
Die Diskussion um neue Kernkraftwerke hat Fahrt aufgenommen. Vor allem in der gedruckten Presse, in den sozialen Medien und sogar beim Schweizer Fernsehen. Das gefällt nicht allen.
Das mediale und politische Comeback der Kernenergie gefällt den angeblich Grünen und den Ökoromantikern natürlich gar nicht. Seit Doris Leuthards Machtwort im Mai 2011 - «wenn das in einem hochtechnisierten Land wie Japan passieren kann, kann es überall passieren» - konnten die Medien und die Politik die Kernenergie totschweigen. Das ist jetzt vorbei. Sie müssen sich der Debatte stellen.
Sie tun das auf überraschend phantasielose Art und Weise. Sie kommen mit den immer gleichen vier Argumenten:
- Kernkraftwerke sind zu teuer und der Bau dauert ewig.
- Eine neue, sicherere Generation von Kernkraftwerken gibt es noch gar nicht.
- Kernkraftwerke kommen zu spät, wir brauchen Lösungen für die Klimakrise jetzt.
- Das Abfallproblem ist unlösbar.
Langsam dämmert es ihnen, dass sie mit ihren Argumenten keine Chance haben. Ihre Argumente sind eben keine Argumente. Denn:
- Kernenergie ist viel billiger als erneuerbare Energie wie Photovoltaik. Die für Netto-Null nötigen 480 Quadratkilometer Photozellen kosten 240 Milliarden Franken. Damit baut man mindestens 24 grosse Kernkraftwerke. Aber wir brauchen für die gleiche Energieproduktion höchstens deren 12. Und diese produzieren Energie dann, wenn wir sie brauchen – 60 oder wohl 80 Jahre lang.
- Die neue, ungefährliche Generation von Kernkraftwerken ist da: Zurzeit sind über 50 davon in 19 Ländern im Bau und viele sind seit Jahren im Betrieb.
- Wenn man verspätet ist, beeilt man sich. Der Klimawandel ist real und muss ernst genommen werden. Aber Kernkraftwerke können schneller zugebaut werden als die entsprechenden Solarkraftwerke. Ausserdem brauchen wir in Zukunft noch mehr Strom.
- Das Abfallproblem ist ein Argument für Kernkraftwerke: Die Menge ist Millionen Mal kleiner als bei anderen Energieproduktionsarten und der Abfall entsorgt sich selbst, indem er zerfällt. Der hochaktive Teil zerfällt schnell und der langlebige Teil strahlt so schwach, dass er harmlos ist. Ausserdem wissen wir, wie und wo der Abfall für Jahrtausende sicher eingeschlossen werden kann.
Offenbar haben die Kernenergie-Gegner gemerkt, dass ihnen die Argumente ausgehen. Darum haben sie ein neues Argument gefunden: Man sollte gar nicht über neue Kernkraftwerke diskutieren. Diese Diskussion behindere nur den Zubau von erneuerbarer Energie.
Klar, wenn man nicht diskutieren will, muss man sich auch nicht mit sachlichen Argumenten auseinandersetzen. Und wie eine sachliche Diskussion eine Bautätigkeit behindert, müsste man noch erklären.