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Neue Chance für die Geothermie?

Die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW), ein Unternehmen der Axpo-Gruppe, will im Kanton Luzern einen neuen Anlauf nehmen, die Erdwärme als Stromquelle zu nutzen. Sie dürfte an der Physik scheitern.

Ja, wir sitzen auf einem Feuerball. Vom flüssig-heissen Erdinnern durch eine Kruste getrennt, die vergleichsweise so dünn ist wie eine Eierschale. Die Arbeiter, die den entgleisten Zug im Gotthardtunnel geborgen haben, wissen es: Sie haben bei 40°C gearbeitet. Alle 100 Meter tiefer in der Erdkruste ist es 3°C wärmer, 30° C pro Kilometer und in einer Tiefe von 4'500 Meter herrschen höllische 140°C!

So tief will die Axpo bohren und hofft, dort 140° C heisses Wasser zu finden, wie die NZZ jetzt berichtet. Es siedet trotz dieser Temperatur nicht, da es unter hohem Druck steht.

An der Erdoberfläche wird es verdampft und der Dampf treibt eine Turbine an, die über einen Generator Strom produziert.

Soweit der Plan. Jetzt kommt die Physik ins Spiel: Eine einfache Formel gibt Auskunft, wie gross der Wirkungsgrad höchstens sein kann: Höhere Temperatur minus tiefere Temperatur geteilt durch die höhere Temperatur (in Kelvin). Das ergibt knapp 25 Prozent. Das heisst, gut drei Viertel der aus der Tiefe geholten Energie verpufft als Wärme, die man wohl nur im Winter nutzbringend verwerten kann.

Warum bohrt man nicht tiefer, wo es heisser ist? Ganz einfach: Die Kosten steigen überproportional, der Wirkungsgrad jedoch unterproportional.

Noch etwas lässt am Erfolg zweifeln: Erdwärme ist nicht wirklich erneuerbar. Es fliesst nicht genug Wärme nach, um ein allmähliches Abkühlen zu verhindern. Gemäss Erfahrungen aus Island – wo man wegen den Vulkanen viel weniger tief bohren muss – wird alle 15 bis 20 Jahre ein neues Loch gebohrt. Die Temperatur und damit der Wirkungsgrad sind dann zu tief gefallen.

Doris Leuthards Energiestrategie 2050 sah vor, dass bis 2050 4,3 TWh mit Geothermie produziert werden. Bisher sind es 0,0 TWh – und es sieht nicht danach aus, dass sich das ändert.

Die Physik beweist: Geothermie hat einen sehr tiefen Wirkungsgrad (Abbildung: zvg.)