In fünf Jahren zu neuen Kernkraftwerken
Andreas Pautz ist ausgewiesener Experte in Sachen Nukleartechnologie. Für ihn ist klar: Der Bau neuer und sicherer Kernkraftwerke in der Schweiz ist sinnvoll. Das wäre auch innert kürzester Zeit möglich.
Andreas Pautz ist Professor für Nuklearingenieurwesen an der ETH Lausanne und leitet den Forschungsbereich Nukleare Energie und Sicherheit am Paul-Scherrer-Institut. Die Neue Zürcher Zeitung hat mit ihm ein sehr lesenswertes Interview über die aktuellsten Entwicklungen in der Nukleartechnologie und die Schweizer Energiepolitik geführt.
Der Energiespezialist beurteilt die aktuelle Schweizer Energiestrategie kritisch. Zwar ist ein System nur mit Neuen Erneuerbaren denkbar, aber die Kosten sind horrend. Nötig wäre die extrem teure Speicherung der Energie in Form von Wasserstoff oder Synthesegas. Denn die Schweiz bräuchte den Strom ja vor allem im Winter. Systeme und Infrastruktur dafür existieren allerdings erst auf dem Papier. Wer also in Studien und Szenarien behauptet, eine sichere und klimafreundliche Stromversorgung wäre nur mit neuen Erneuerbaren möglich, lässt sich vor allem von Wunschdenken leiten. Andreas Pautz sagt in der NZZ: «Die grosse Mehrheit seriöser Modellierungen geht deshalb davon aus, dass wir weiterhin auf Bandenergie angewiesen sein werden, um das Stromnetz zu stabilisieren - und dies auch kostendämpfend wirkt. Diesen konstant produzierten Strom können moderne Kernkraftwerke liefern».
Im Interview mit der NZZ entkräftet Andreas Pautz auch die gängigen und falschen Argumente, welche von der Anti-Atom-Fraktion immer wieder gegen neue Kernkraftwerke ins Feld geführt werden.
Um die Debatte über neue Kernkraftwerke abzuwürgen, verweisen die Kernkraftgegner in der Schweiz stets auf die langen Bewilligungsverfahren. Für Andreas Pautz handelt sich hierbei aber um ein hausgemachtes Problem. «Es ist zu hoffen, dass sowohl bei Behörden als auch beim Hersteller Lernprozesse in Gang kommen. Denn aus rein technologischer Sicht ist es durchaus möglich, ein Kernkraftwerk innerhalb von fünf Jahren fertigzustellen, wie die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt», sagt Pautz der NZZ.
Ein weiteres Argument der Kernkraft-Gegner sind die angeblich zu hohen Kosten für neue Kernkraftwerke. Jüngst betonte auch Axpo-CEO Christoph Brand in einem Interview mit CH Media die Kosten und warb stattdessen für einen massiven Ausbau von Solar- und Windkraft. Für Andreas Pautz hinkt dieser Kostenvergleich. Er erklärt gegenüber der NZZ: «Solar und Windparks werden hierzulande mit bis zu 60 Prozent gefördert. Würde ein neues Kernkraftwerk im gleichen Ausmass subventioniert, kann ich mir vorstellen, dass das für Herrn Brand ein attraktives Geschäftsmodell wäre». Entscheidend sind nämlich die Systemkosten und neue Erneuerbare benötigen Speicher- und Reservekapazitäten sowie einen Totalumbau der ganzen Netzinfrastruktur. Das alles löst enorme Kosten aus und muss vom Stromkonsument finanziert werden.
Neue Kernkraftwerke überzeugen auch in Punkto Sicherheit. Auch dies ein Punkt, der von Kernenergie-Gegnern immer wieder ins Feld geführt wird – meist mit Verweis auf Tschernobyl und Fukushima. Gerade Konzepte wie Small Modular Reactors (SMR), der aktuell im kanadischen Darlington gebaut wird, sind sehr sicher. «Im Grundsatz kann man SMR so auslegen, dass sie sich bei einem schweren Störfall ganz ohne menschliches Zutun in einen langfristig sicheren Zustand bringen. Der Reaktor schaltet sich eigenständig ab und kühlt dann von selbst aus», erklärt Andreas Pautz.