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Über die Klimazukunft entscheidet China

Die globale Klimazukunft entscheidet sich in Asien. Die zentrale Frage lautet: Woher nehmen die Chinesen die Energie für ihr Wirtschaftswachstum.

Der Energiehunger der stürmisch wachsenden chinesischen Wirtschaft ist enorm. Zwar hat sich das Wachstum seit der Pandemie etwas normalisiert, aber es ist immer noch hoch. Wirtschaft funktioniert nicht ohne Energie und Wirtschaftswachstum geht nicht ohne mehr Strom. Woher nehmen die chinesische Wirtschaft und die 1,4 Milliarden Chinesen ihre Energie?

Als man das grosse Wasserkraftwerk am Yang Tse, das „Drei Schluchten“ Werk plante, sollte es 10% des Strombedarfs liefern. Als es nach 13 Jahren Bauzeit vollendet war, lieferte es gerade noch 3%.

In der Zwischenzeit hatte man die Stromproduktion verdreifacht und zugebaut was man konnte: Erneuerbare, Kernenergie und vor allem Kohle. Volle zwei Drittel der Stromproduktion stammten 2021 aus Kohlekraftwerken. Aus Kernkraftwerken stammen bloss 5%!

Dabei baut China fleissig Kernkraftwerke. Mit 55 Reaktoren hat es inzwischen mit Frankreich als Land mit dem zweitgrössten KKW-Park gleichgezogen und liegt nur noch hinter den USA. Der Spitzenplatz ist absehbar: 22 Blöcke sind zurzeit im Bau und weitere 50 sind verbindlich geplant.

Aber wird das ausreichen, die rapide wachsende Wirtschaft des Landes zu dekarbonisieren? Der Park der Kohlekraftwerke hat ein durchschnittliches Alter von 14 Jahren und Kohlekraftwerke werden schneller gebaut als Kernkraftwerke. Im Jahr 2022 betrug der Zubau an nuklearer Kapazität 6 GW, soviel wie 6 mal Gösgen. In der gleichen Zeit gingen aber 46 GW Kohlekraftwerke ans Netz. Zur Ankündigung der Regierung, der CO2-Ausstoss werde 2030 den Höhepunkt erreichen und von da an zurückgehen ist daher ein Fragezeichen zu setzen.

Dabei plant China mit der Zeit von anderen Ländern unabhängig zu werden und die ganze Lieferkette, inklusive Brennstoff zu beherrschen. Es ist davon noch weit entfernt: Vier der Reaktoren sind amerikanische AP-1000 von Westinghouse und weitere vier sind bestellt. Zwei sind französische EPR-1600 und aus Russland stammt ein Schneller Brüter. Aus der Tatsache, dass die beiden EPR in China in der halben Zeit gebaut werden konnten, wie im Ursprungsland Frankreich, deutet allerdings darauf hin, dass die Lieferketten, im Gegensatz zu Westeuropa, in China funktionieren. Die chinesische Eigenentwicklung Hualong One, ein 1000-MW Reaktor der Generation III+, soll zum Exportschlager werden. Zurzeit sind zwei davon in Pakistan im Bau. Bei aller Bewunderung für die nukleare Ingenieurskunst in China: Bis die nukleare Kapazität die der Kohlekraftwerke überholt, wird es noch lange dauern. Die chinesische Regierung verspricht «Netto Null» bis 2060. Wir hoffen es! Eines ist klar: Wie weit unsere Gletscher abschmelzen hängt wesentlich davon ab, wie sich die chinesische Energiewirtschaft entwickeln wird, nicht vom Ausgang der Abstimmung in der Schweiz am 18. Juni.

China baut viele neue Kernkraftwerke - aber noch viel mehr neue Kohlekraftwerke. Der globale Klimaschutz hängt an China!