Fehlende Stromleitungen verhindern den Solarexpress
Das Parlament wollte die Stromversorgung im Winter mit alpinen Solaranlagen sichern. Dazu wurde der Solarexpress mit hohen Subventionen aus der Taufe gehoben. Nun wird klar: Das Parlament hat die dafür notwendigen Leitungen vergessen.
Als im Herbst eine Strommangellage immer drohender erschien, beschloss das Parlament eine Solaroffensive. Damit sollte die Stromversorgung für den Winter gesichert werden. Die Idee: In der Schweiz sollen in den Alpen, wo im Winter häufiger die Sonne scheint, möglichst rasch grosse Photovoltaikanlagen gebaut werden. Dafür wurden die Bewilligungsverfahren gestrafft und hohe Subventionen von bis zu 60 Prozent der Investitionskosten vom Parlament gesprochen.
Nun dringt ein Versäumnis durch, das der Energie Club Schweiz bereits im letzten Herbst thematisierte: Es fehlen die Stromleitungen, um den Strom von den Alpen ins Mittelland zu transportieren. Verwundert reibt man sich die Augen: Wie konnte so etwas Elementares vergessen gehen. Watson schreibt dazu: «Nun, ein gutes halbes Jahr später, ist die Euphorie verflogen. In Grengiols haben die Initianten am Montag schon zum zweiten Mal die Verkleinerung ihres Projekts verkündet. Nun ist noch von 160'000 Panels die Rede. Doch auch bei anderen Projekten, erfahren die Träume gerade einen Dämpfer - und ein Grund dafür wird fast überall erwähnt: Das Manko an Leitungen, die den Solarstrom von den Bergflanken zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Dörfern und Städten bringen».
Zwar können die Solaranlagen angeschlossen werden, aber die zusätzlichen Leitungen und Netzverstärkungen fehlen, um den Strom weiter zu transportieren. Watson schreibt: «Das kollidiert frontal mit der Zielsetzung des Solarexpresses. Dieser schreibt vor, dass bis Ende 2025 jeweils pro Anlage mindestens 10 Prozent der angestrebten Leistung realisiert und am Netz angeschlossen sein müssen. Der Vollausbau muss Ende 2030 vollendet sein. Neue Leitungen dürften bis dahin freilich kaum realisiert sein - zumal Gruppierungen, die ein bestimmtes Projekt bekämpfen, in diesen Verfahren wohl einen günstigen Angriffspunkt finden werden».
Der Bau von neuen Leitungen ist in der Schweiz – leider – keine einfache Sache. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen weist darauf hin, dass der Bau von Hochspannungsleitungen von 36 bis 220 kiloVolt im Schnitt zwischen 8 und 12 Jahre benötigt, bis sie Strom transportieren. Dann ist die Frist des Solarexpress längst abgelaufen und die Subventionen fliessen nicht mehr.
Die fehlenden Leitungen zeigen: Die Politiker haben den Weg vom Kraftwerk in die Steckdose nicht beachtet, was zeigt, dass sie die Komplexität des Umbaus des Energiesystems massiv unterschätzt haben. Das ist kein gutes Zeichen. Die Euphorie bei den Befürwortern des Solarexpress ist der Ernüchterung gewichen.