Schwieriges Stromsparen
Der Schweiz droht ein Strommangel. Der Bundesrat will deshalb, dass Wirtschaft und Bevölkerung Strom sparen. Nun zeigt sich: Das ist gar nicht so einfach.
Experten warnen schon seit Jahren davor, dass die Schweiz in einen Versorgungsengpass mit Strom läuft. Im letzten Jahr merkte es dann auch der Bundesrat. Er warnte die Bevölkerung vor der sich abzeichnenden Mangellage. Mit einer grossangelegten Sparkampagne sollten Bevölkerung und Wirtschaft dazu angehalten werden, Strom einzusparen.
Nun zeigt sich, dass die Sparziele nicht erreicht werden. «Die Schweiz verfehlt das vom Bundesrat angepeilte Strom-Sparziel – und zwar massiv. 3153 Gigawattstunden Strom soll die Schweiz in den Wintermonaten von Oktober bis März sparen. Bis Ende Januar hat sie aber nur 1133 Gigawattstunden geschafft, wie das Energie-Dashboard des Bundes nun neu ausweist. Also erst ein Drittel», schreibt der Blick.
Das Sparziel wurde in keinem Monat erreicht. Möglicherweise hat der Sparwille auch mit der bereits kommunizierten Entwarnung des Bundes zu tun. So wie es aktuell aussieht, kommt die Schweiz noch einmal gut durch den Winter. Auch würde für den Notfall ein Reservekraftwerk in Birr, das mit Öl oder Gas betrieben werden kann, bereitstehen.
Das Problem ist damit aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Denn auch im nächsten Jahr steht ein Winter ins Haus. Aufgrund des Ukrainekrieges dürfte ein Grossteil der Gasspeicher in Europa nicht gefüllt werden. Damit fehlt das Gas für die Stromproduktion in Deutschland, die immer dann zum Einsatz gelangt, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Schon in diesem Winter mussten alte Braunkohlekraftwerke wieder ans Netz und der Ausstieg aus der Kernenergie wurde auf Mitte April verschoben. Das zeigt, wie kritisch die Situation ist. Im nächsten Winter wird es noch schlimmer sein.
Fehlendes Gas in Europa bedeutet für die Schweiz mangelnde Importmöglichkeiten von Strom. Für die Schweizerinnen und Schweizer heisst das, dass auch im nächsten Jahr Strom sparen angesagt ist. Die Schweiz muss jetzt zwingend den Ausbau eigener Stromkapazitäten an die Hand nehmen. Deshalb braucht es die Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)».