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Hoffnung als Strategie

Die Energiestrategie führt zu einer immer grösseren Stromlücke im Winter. Das kann nur mit viel Importstrom aufgefangen werden, sagt der Energieexperte Georg Schwarz.

Georg Schwarz war viele Jahre beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI tätig, zuletzt als stellvertretender Direktor. Der promovierte Geophysiker aus Graubünden ist Energieexperte und äussert sich auf seinem Blog auch zu energiepolitischen Themen. Der NZZ ist er in einem grossen Interview Rede und Antwort gestanden.

Der Bund, so die Kritik von Georg Schwarz in der NZZ, beschränkt sich in seiner Energiestrategie auf Stromproduktionsarten, welche gesellschaftlich akzeptiert sind. Ein Energiesystem mit einzelnen Windrädern und Solardächern funktioniert aber nicht, denn bei Dunkelflaute braucht es einen Backup in Form von Kohle oder Gas. Das Resultat ist eine riesige Stromlücke im Winter, die durch Importe gefüllt werden muss. Georg Schwarz zeigt also klar, dass die Energiestrategie 2050 eine Importstrategie ist und damit auf dem Prinzip Hoffnung beruht.

Soll die Energiestrategie mit neuen Erneuerbaren durchgeboxt werden, hat dies enorme Auswirkungen auf Natur und Landschaft. «Wollen wir verhindern, dass im Winter ein Stromdefizit resultiert, müssen wir in Kauf nehmen, dass sich das Landschaftsbild in den Bergen grundlegend ändert. Gemäss meinen Berechnungen müssten in den Bergen auf einer Fläche von 70 Quadratkilometern PV-Panels installiert werden, was etwa 700 Solarparks von der Grösse von Gondosolar entspricht. Dazu kommen etwa 5000 Windräder», sagt Georg Schwarz.

Interessant sind auch die Aussagen von Georg Schwarz bezüglich den Berechnungen des Bundes, welche der Energiestrategie zu Grunde liegen. Erstens gehe der Bund von einem viel zu tiefen Stromverbrauch aus. Effizienzgewinne und Kostensenkungen fallen viel zu optimistisch aus. Auch bei den Kosten für die Energiewende rechnet der Bund sehr ungenau. «Laut den Energieperspektiven betragen die Kosten der Energiestrategie 109 Milliarden Franken. Ich gehe von doppelt so hohen Mehrausgaben aus», sagt Georg Schwarz.

Obschon Georg Schwarz im Interview mit der NZZ bemüht ist, keine Werbung für Kernenergie zu machen, kann der aufmerksame Leser klare Schlüsse ziehen. Auf die Frage, wie er das Potential von kleinen modularen Reaktoren einschätzt, antwortet Georg Schwarz: «Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, die bereits heute kleine modulare Reaktoren verkaufen. Diese sind fertig entwickelt und wurden von den US-Behörden abgenommen. In China laufen schon zwei solcher Reaktoren. Diese Technologie wird also kommen, zumal sie gewisse Vorteile gegenüber herkömmlichen Reaktoren aufweist. So lassen sich diese kleinen Reaktoren seriell in Fabriken herstellen. Die Massenproduktion von Standardmodulen macht dabei die Kostennachteile der geringeren Grösse wett. Dazu kommt, dass diese Reaktoren sicherer sind als die herkömmlichen und ihr Bau mit kleineren finanziellen Risiken verbunden ist».

Es gibt eine ganze Reihe von Anbietern, die bereits heute kleine modulare Reaktoren verkaufen.