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Späte Einsicht

In der Schweizer Wirtschaft kehrt angesichts der sich abzeichnenden Strommangellage Ernüchterung ein. Die Energiestrategie wird jetzt als gescheitert betrachtet.

Wichtige Teile der Schweizer Wirtschaft und bürgerlichen Politik unterstützten in der Abstimmung vom 21. Mai 2017 das Energiegesetz explizit oder implizit. Hätten sich mehr gewichtigen Player aus Wirtschaft und Politik gegen die Energiestrategie engagiert, anstatt diese zu unterstützen, wäre sie wohl vom Volk versenkt worden. Leider war der politische Zeitgeist wichtiger, als ökonomische und physikalische Realitäten.

Inzwischen ist klar: Die Schweizer Energie- und Klimapolitik befindet sich in einer Sackgasse. Der Bundesrat bereitet das Land auf eine Strommangellage vor. Auch das Gas wird knapp – denn die Schweiz hat keine Gasspeicher. Es ist nicht damit zu rechnen, dass Deutschland der Schweiz helfen wird. Es hat selber zu wenig Strom – insbesondere weil Gas aus Russland fehlt, welches als Ersatz der Kernkraftwerke diente.

Die ungemütliche Situation hat auch Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Sie wird angehalten Strom zu sparen und wenn möglich von Gas auf Öl umzusteigen. Damit, so scheint es, kehrt nun die Einsicht ein, dass das Abseitsstehen oder Befürworten der Energiestrategie im Mai 2017 ein Fehler war. Dieser Schluss lässt zumindest ein Interview von economiesuisse-Präsident Christoph Mäder mit der NZZ zu, wenn er sagt: «Ich war immer der Meinung, dass die Energiestrategie 2050 von falschen Projektionen ausgegangen ist. Nun müssen wir nüchtern feststellen: Diese Strategie ist gescheitert.»

Die aktuelle Mangellage hat auch verheerende Auswirkungen auf den Strompreis. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort, wie Christoph Mäder erklärt. Wenn die Probleme in Europa länger anhalten, handeln wir uns einen deutlichen Standortnachteil gegenüber den in Sachen Energie weitgehend autarken USA und auch gegenüber Asien ein, so Christoph Mäder. Besonders betroffen sind energieintensiv produzierende KMU. Da fressen exorbitant hohe Stromrechnungen die Margen auf.

economiesuisse-Präsident Christoph Mäder: "Die Energiestrategie ist gescheitert!"