Lügen haben kurze Beine
War das jetzt ein ungeschickter Ausrutscher oder ein Alarmruf? Der oberste Hüter der Stromversorgung ruft dazu auf, sich mit Brennholz und Kerzen einzudecken. Auf jeden Fall lässt das aufhorchen.
«Die Politik hat unsere Warnungen zu lange zu wenig ernst genommen», sagte der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom), Werner Luginbühl, in der NZZ am Sonntag. Nun empfiehlt der oberste Hüter der Versorgungssicherheit in der Schweiz den Bürgerinnen und Bürger, sich Brennholz und Kerzen zu beschaffen. Ein treffender Kommentar dazu veröffentlichte die NZZ am Folgetag gleich selber.
Allerdings warnt die Elcom erst seit Luginbühl im März 2020 das ElCom-Präsidium übernommen hat. Eine Strommangellage im Winter war mit der Energiestrategie von Anfang an absehbar, weil Sonne und Wind den Bandstrom von Kernkraftwerken nicht ersetzen können. Doch Luginbühls Vorgänger, Carlo Schmid, weigerte sich standhaft, seiner Parteifreundin Doris Leuthard ernsthaft in die Parade zu fahren und die Bevölkerung zu warnen. Erst gegen Ende seiner Amtszeit, als Doris Leuthard sich bereits in den Ruhestand verabschiedet hatte, machte er zögerlich auf die Unstimmigkeiten in der Energiestrategie 2050 aufmerksam.
Leider ist auch die ETH mitschuldig. Dort hat sich seit 2011 eine Subkultur von Professoren gebildet, die gegen grosszügige «Forschungs»-Förderung alles sagt, was man im Bundeshaus gerne hört. So konnte Bundesrätin Doris Leuthard immer sagen, «die ETH sagt ja, dass es geht». Gerade letzthin schrieben einige Professoren in der NZZ, dass eine nachhaltige Stromversorgung mit Erneuerbaren, Importen und Backup-Kraftwerken sichergestellt werden könne, sei wissenschaftlich erwiesen.
Ob Gas- und Kohlekraftwerke als Backup zu einer zukünftigen Stromversorgung passen, darf bezweifelt werden. Schliesslich sollen wir zum Schutz des Klimas die Produktion von CO2 auf netto null herunterfahren. Wenn ein ETH-Professor die Wahrheit sagt, dass Kernkraftwerke nicht durch Solar- und Windanlagen ersetzt werden können, wird er von seinen Kollegen – wie kürzlich – geschehen, als unwissenschaftlich gebrandmarkt.
Die Physik lässt sich nicht überlisten. Das wollte man der Bevölkerung weismachen, so hat man sie angelogen. In Deutschland ist das gleiche Lügengebilde gerade am Einstürzen. Noch sagt Vizekanzler Habeck, Kohle sei besser als Kernkraft und nimmt so tausende Tote durch Luftverschmutzung in Kauf. Man darf gespannt sein, ob die Vernunft siegt und die letzten Kernkraftwerke in Deutschland laufen gelassen werden.