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Planspiele in Zeiten der Mangelwirtschaft

Wir laufen in eine Energieknappheit. Zuerst beim Gas und bald auch beim Strom. Nun beginnt die Verwaltung des Mangels. Es stellt sich die Frage, wer denn auf Gas verzichten soll.

Wen soll es zuerst und vor allem, wen soll es härter treffen in der Schweiz? Die Wirtschaft oder die Haushalte? Derzeit sind die Diskussionen im Gang, wer seinen Gaskonsum drosseln muss, sollte im kommenden Winter die Versorgung einbrechen. Klar ist schon heute: Eine Kontingentierung würde die Wirtschaft hart treffen, deshalb fordert man von Seiten Economiesuisse, dass die Lasten im Ernstfall fair zwischen Haushalten und Wirtschaft verteilt werden sollen. Es könne ja nicht sein, dass man in den Villen die Indoor Pools mit den Gasheizungen wärme, während die Industrie ihre Produktion drosseln soll, lautet etwas zugespitzt die Argumentation.

In der Schweiz wird rund 15 Prozent des Energiebedarfs durch Gas gedeckt. Dies ist deutlich weniger als in Deutschland oder Italien aber immer noch so hoch, dass ein Wegbrechen der Importe massive Folgen zeitigen würde.

Wie die NZZ berichtet, wird zurzeit in verschiedenen Gremien über eine «Notfallplanung Gasmangel» gebrütet. Wo möglich, soll Heizöl das Gas ersetzen. Trotzdem wird es nicht ohne Kontingentierung gehen. Und so würde der Bund in einem zweiten Schritt Kontingente für grosse Gasverbraucher aussprechen, die nicht auf Heizöl umstellen können. Gut möglich, dass diese ihre Anlagen zwangsweise abschalten müssen. «Fehlt auch dann noch das Gas, müssen in der dritten Stufe auch die privaten Haushalte ihren Gasverbrauch einschränken; Heizungen in den Wohnungen und Häusern könnten dann nicht mehr ständig laufen», führt die NZZ weiter aus.

Diese «Bevorzugung» der Haushalte sei zu hinterfragen, sagt derweil Economiesuisse und rechnet vor, dass eine Senkung der Wohntemperatur um nur ein Grad den Gasverbrauch um 6 bis 7 Prozent reduzieren könnte. Zumutbar sei dies, findet man bei Economiesuisse. In der Tat scheint es nicht sehr relevant, ob es nun in der guten Stube 21 oder 20 Grad ist. Eher unzumutbar ist aber die Idee des Wirtschaftsverbandes, dass die Einhaltung der Wohntemperaturobergrenze mittels Stichproben überprüft werden soll. Temperaturschnüffler auf Staatskosten: Dass ein Wirtschaftsverband eine solch dirigistische Idee propagiert, lässt erahnen, dass die Lage ernst ist.

Diese Ausmarchungen sind ein Vorbote für das, was schon bald beim Strom folgen könnte: Die Mangelwirtschaft ist hier keine Fata Morgana mehr. Mehrere offizielle Berichte warnen vor solchen Situationen. Eine aktuelle Einschätzung der «Elcom» sieht bereits für kommenden Winter eine erhöhte Gefahr. Wenig Gas, wenig Strom: Die goldenen Zeiten, in der Energie - selbstverständlich und zu tiefen Preisen - aus den Gasleitungen und den Steckdosen floss, sind definitiv vorbei. Wir täten gut daran, unsere Energie- und Strompolitik auf eine neue Basis zu stellen. Denn es harzt an allen Ecken und Enden. Schuld ist die Schönwetterpolitik der vergangenen Jahre, wo ein ungetrübter Glaube an die Segnungen von Importen sowie der Erneuerbaren Energien, eines Atomausstieges und an eine Welt ohne Krieg die Basis sämtlicher Entscheide war. Leider ist die Realität zurück und sie drängt uns zur Tat.

Der Verteilkampf um Energie hat begonnen und es stellt sich die Frage, wer zuerst im Kalten sitzt.