Gescheiterte Energiestrategie
Die Energiestrategie ist gescheitert. Der Schweiz fehlt schon in wenigen Jahren der Strom. Es braucht jetzt konkrete Massnahmen und keine weitere Basteleien.
Mittlerweile merken das Politiker und Medienschaffende, dass die Energiestrategie gescheitert ist. Die NZZ kommt in einem lesenswerten Artikel zum Schluss, dass von Leuthards Energiestrategie nur noch wenig übrig bleibt. Sie schreibt: «Im Mittelpunkt der politischen Debatte stehen die Warnungen der Aufsichtsbehörden, der Strombranche sowie der Wirtschaftsverbände über eine heraufziehende Strommangellage. Bereits ab 2025 könnte es im schlimmsten Fall zu Stromengpässen kommen, so das Ergebnis einer Studie des Bundes im vergangenen Jahr. Um ein solches Worst-Case-Szenario zu verhindern, plant Bundesrätin Simonetta Sommaruga nun den Bau von Gaskraftwerken.»
Zwar hat der Bund einige Zwischenziele erreicht. So wird inzwischen mehr Strom als vom Bund geplant mit Erneuerbaren produziert und auch der Gesamtenergieverbrauch pro Kopf ist gesunken.
Trotz dieser zwei positiven Entwicklungen: Die Energiestrategie bleibt ein Flickwerk und bringt die Schweiz letztlich in grosse Gefahr. «In seiner ursprünglichen Energiestrategie versprach der Bund, die Stromnachfrage bis 2050 mehr oder weniger zu stabilisieren. Der höhere Bedarf aufgrund der Elektrifizierung von Heizwesen und Mobilität sollte durch Effizienzmassnahmen wettgemacht werden, die dank neuen Produkten und digitalisierten Prozessen verstärkt werden sollten. Mit dieser Annahme hat sich der Bund allerdings verschätzt», schreibt die NZZ. Konkret heisst das nichts anderes, als dass der Schweiz bereits in einigen Jahren massiv Strom fehlen wird. Zusätzlich hat der Bundesrat vor drei Jahren beschlossen, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll. Das heisst: Es wird noch mehr «sauberen» Strom brauchen.
Nun werden Grosskraftwerke gefordert. Diese müssen schnell realisiert werden. Das ist auch eine Forderung von FDP-Ständerat Ruedi Noser. «Die Energiestrategie 2050 ist zur Makulatur geworden», sagt er. Auch die verantwortliche Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat gemerkt, dass der Schweiz der Strom ausgeht. Sie will nun – aufgefordert auch von der ElCom – Gaskraftwerke bauen. Sie sollen bei Engpässen an einzelnen Tagen Strom produzieren. Diese Notlösung ist für die Versorgungssicherheit sehr wichtig, aber nicht mit dem Ziel Netto-Null vereinbar.
Wie also weiter mit der Energiestrategie? In der NZZ darf sich die atomkritische Schweizerische Energiestiftung für den massiven Zubau von Photovoltaik aussprechen. Bar jeder physikalischen und ökonomischen Logik erklärt die NGO im Brustton der Solar-Lobby in der NZZ: «Den Nachteil, dass Solarenergie nicht sicher abrufbar ist, relativiert die Stiftung: Über einen Zeitraum von mehreren Tagen und Wochen garantiere die Photovoltaik eine gesicherte Produktion. So trage jede zusätzlich produzierte Kilowattstunde im Winter dazu bei, die Leerung der flexibel abrufbaren Speicherseen zu verzögern.»
Bewusst oder unbewusst werden die Grössenordnungen von der Energiestiftung verschleiert. Die Schweiz hat ein Versorgungsproblem im Winter. Der Energie Club Schweiz hat in seinem Energiepass ausgerechnet, dass es für den Ersatz der fossilen Energieträger und die auslaufenden Kernkraftwerke 72'000'000'000 kWh (72 Milliarden Kilowattstunden) Strom braucht, ohne dass der Strom-Bedarf weiter steigt. Dafür bräuchte man 480 km2 Fotozellen. Das ist die Fläche des Kantons Obwalden. Kosten würde das rund 100 Milliarden Franken. Dazu braucht es noch Speicherkapazitäten, weil wir ein Winterproblem haben. Wir müssen 12'000'000'000 kWh (12 Milliarden Kilowattstunden) in den Winter verschieben. Dafür müsste der gesamte heute bestehende Stauraum mehr als verdoppelt werden. Dabei sind alle geeigneten Täler bereits genutzt. Die Zahlen zeigen: Es ist nicht möglich.
Die Lösung präsentiert SVP-Nationalrat Albert Rösti. In der NZZ sagt er: «Um den enormen künftigen Strombedarf zu decken, könne es sich die Schweiz längerfristig nicht leisten, auf die ebenfalls CO2-freie Atomenergie zu verzichten. Es sei deshalb an der Zeit, das Verbot für die Kernkraft aufzuheben».
Genau das bezweckt der Energie Club Schweiz mit der in den nächsten Wochen zu lancierenden Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle – Blackout stoppen».