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Den Gottesdienst stören

Eine ETH-Nuklearphysikprofessorin seziert die linksgrüne Energiedogmatik auf schonungslose Art und Weise. Die adressierten Kreise dürften nicht «amused» sein.

Annalisa Manera spricht im Interview mit der NZZ Klartext. So rechnet die Professorin für Nuclear Engineering an der ETH beispielweise vor, wie lachhaft klein die vorhandenen Batteriespeicher sind, welche zurzeit in ganz Europa am Netz sind. Mit diesen könne man gerade einmal so viel Strom aufnehmen, «wie in anderthalb Minuten produziert wird». Wohl auch mit Blick auf jene Kreise, welche ständig von den zu erwartenden Fortschritten bei der Speicherung reden und damit für die Erneuerbaren wie Solar und Wind lobbyieren, schiebt Manera nach: «Nun gibt es Pläne, dass es 2030 zehn Mal so viele Batteriespeicher hat - damit könnte man also die Stromproduktion von fünfzehn Minuten speichern. Wie will man da Strom vom Sommer in den Winter verschieben?»

Vernichtender könnte das Urteil kaum sein und es hat wie das gesamte Interview einen erfrischenden, realistischen Unterton. Auch mit Blick auf die Kosten der verschiedenen Stromquellen rückt die Italienerin so Einiges zurecht: Wer bei Solarenergie nur auf die Kosten der Panels schaue, rechne nicht korrekt: «Die neuen Erneuerbaren decken keine Grundlast ab, weshalb wir immer ein Back-up brauchen, was Gas-, Kohle oder Kernkraftwerke sein können.» Allein dies ist eine Wahrheit, die bei den Solarlobbyisten schlecht angekommen dürfte. Dort bestreitet man gerne, dass es ein solches Backup braucht. Grundlast sei gar nicht nötig. Wind und Sonne werden es richten – zur Not mittels der kaum vorhandenen Batterien. Wolle man also korrekt rechnen, kämen diese Kosten aus Gas-, Kohle oder Kernkraftwerken dazu. «Deshalb ist auch der Preisvergleich von Solarstrom mit Strom aus Kernkraft irreführend. Man vergleicht Äpfel mit Birnen.»

Die Kernkraft sei konkurrenzfähig. Es stimme eben auch nicht wirklich, dass Neubauprojekte von Kernkraftwerken allesamt grosse Verzögerungen aufweisen würden. In Europa sei dies zwar so, weil hier die Expertise in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach verloren ging. Mit den realisierten Neubauprojekten und den zahlreichen angekündigten Kernkraftwerken in Frankreich würde sich dieses Problem ein Stück weit von selbst entschärfen. China oder Südkorea würden ja zeigen, dass Bauprojekte effizienter werden, sobald es wieder ein Netzwerk von Zulieferern und Experten gäbe.

Die Energiestrategie des Bundes, welche 2017 an der Urne angenommen wurde, war stets eine Importstrategie. Man setzte darauf, dass im europäischen Ausland schon genügend Strom produziert wird. Dies stellte sich als Fehlkalkulation heraus. Denn auch im Ausland ist man mit der Transformation der Energie- und Stromlandschaft beschäftigt. Mit Blick auf diesen Megatrend sagt Manera: «Im Moment kommt es mir vor, als würde jedes Land in Europa sagen: Bei Knappheit kaufen wir Strom aus dem Ausland. Aber wenn jedes Land dies sagt, wo ist denn dieses Ausland?» Es sei daher an der Zeit, dass sich die Staaten eingestehen, dass eine sichere Versorgung mit Strom zu einer der Kernaufgaben des Staates gehört. Und dass die Kernenergie hierbei eine wichtige Rolle spielen muss. Dies sollte man sich so langsam auch in der Schweiz eingestehen.

Annalisa Manera spricht Klartext: Wenn jedes Land seinen Strom im Ausland kaufen will - wo ist denn dieses Land?