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Wasserkraft-Blockade lösen!

Wasserkraft und Windkraft sind nicht zu vergleichen. Wasserkraft trägt entscheidend zur Versorgungssicherheit bei. Windkraft hingegen liefert tage- und wochenlang keinen Strom.

Der Ausbau der Wasserkraft in der Schweiz ist ein schwieriges Unterfangen. In den längerfristigen Prognosen des Bundes ging man bis vor kurzem noch davon aus, dass es über die kommenden Jahre wegen erhöhter Restwassermengen eher zu einer Verkleinerung der Produktionskapazitäten kommen wird. Ein Ausbau der Wasserkraft schien auch aufgrund der Einsprachenflut kaum möglich. Es erstaunt deshalb, dass ausgerechnet die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) dieses heisse Eisen nun offensiv angehen möchte.

Wie es scheint, ist man auch dort zur Einsicht gelangt, dass der Schweiz so langsam die Optionen ausgehen, um die Versorgungssicherheit im Winter sicherzustellen: Die Kernkraft ist gesetzlich blockiert, die Gaskraftwerke, welche vor kurzem noch den so dringend nötigen Bandstrom im Winter hätten liefern sollen, sind seit dem Ukrainekrieg ebenfalls undenkbar. Und so scheint man bei der Elcom zum Schluss gekommen zu sein, dass die grossen Hürden bei der Wasserkraft noch das kleinste Problem zu sein scheinen.

So berichtet die Sonntagszeitung, dass die Elcom vom Bundesrat einen Grundsatzentscheid fordert: Sie will im Gesetz festhalten, dass das «nationale Interesse» am Bau von Wasserkraftwerken – sowie Windparks – künftig über das Interesse des Natur- und Landschaftsschutzes gestellt wird. «Das soll für Projekte gelten, die der Bundesrat zusammen mit der Strombranche und mindestens einem Teil der Umweltverbände als wichtige und mögliche Kraftwerkstandorte ausgeschieden hat.» Bislang galten die Interessen am Bau von Kraftwerken und jene zum Schutz der Natur als gleichwertig und mussten von Richtern und Behörden gegeneinander abgewogen werden. Zwischen Wasserkraftproduktion und Wind besteht allerdings ein riesiger Unterschied: Wasserkraft ist steuerbar, Windkraft dagegen nicht, denn in Deutschland sieht man, wie oft im Winter Dunkelflaute herrscht – weder weht der Wind noch scheint die Sonne. Deshalb dürfen Windkraftwerke nicht gleich wie die flexibel steuerbare Wasserkraft behandelt werden.

Festhalten an falschen Überzeugungen Würde die Idee der Elcom Realität, käme dies tatsächlich einer kleinen Revolution gleich. Denn erstmals seit Jahrzehnten dürften Neuprojektierungen bei der Wasserkraft wieder realistische Chancen haben. Angesichts der bedrohlichen Aussichten, welche mittelfristig auch tagelange Strommangellagen nicht mehr ausschliessen, wäre es eine wegweisende, wichtige Weichenstellung, welche die Bedeutung einer jederzeit sicheren Stromversorgung für Wirtschaft und Gesellschaft klar zeigt.

Dies sehen gewisse Umweltverbände und mit ihnen Linke und Grüne natürlich anders. Sie halten weiter an ihrer Ideologie fest und hoffen auf genügend Sonne und Wind in den Wintermonaten für die Stromproduktion. Ein Hoffen, das ähnlich weltfremd scheint, wie jenes auf den ewigen Weltfrieden. In der Sicherheitspolitik wurde man nun brutal auf den Boden der Tatsachen geholt. In der Energiepolitik hält man unentwegt und gegen physikalische Gesetze an den eigenen Fetischen fest: Dazu gehört der Widerstand gegen neue, grosse Wasserkraftprojekte.

Dabei wäre die Aufweichung des heute strikt ausgelegten Gewässer-, Auen- und Landschaftsschutzes im Grundsatz zu begrüssen. Allerdings dürfte eine solche Neuauslegung nur bei Projekten angewendet werden, die wirklich der Versorgungssicherheit dienen. Windparks, welche Tage- oder wochenweise keinen Strom liefern oder dort gebaut werden, wo die Windkapazitäten weniger optimal sind als zuweilen offiziell dargestellt, rechtfertigen sicher keine so radikalen Eingriffe in die Natur und in Landschaften.

Ganz anders sieht dies bei Wasserkraftprojekten aus. Mit der staatlich verordnenden Hinwendung zu Erneuerbaren wie der Solarenergie und dem überhasteten Ausstieg aus der Kernkraft kommt den Stauseen für die Stromversorgung im Winter eine noch wichtigere Aufgabe zu: Sie könnten als Saisonspeicher agieren und so strategische Reserven für die Wintermonate zurückhalten. Hier ist das Potential noch lange nicht ausgeschöpft, wie aktuelle Studien zeigen: Allein eine Erhöhung von ausgewählten, bestehenden Staumauern um 5 bis 20 Prozent würde es ermöglichen, bis zu 2.9 TWh Strom pro Jahr vom Sommer- auf das Winterhalbjahr umzulagern. Grosse Neubauprojekte wie jenes am Gornergletscher in Zermatt oder beim Triftgletscher im Berner Oberland könnten zudem Strom für Hundertausende Haushalte in der Schweiz liefern.

Die Stromproduktion der Windparks auf dem Gotthard und Nufenen lieferten 2021 nur sehr wenig Strom.