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Von Russland abhängig

Auslandsabhängigkeit war bis anhin in der Energiepolitik nur ein Schlagwort. Die Warner wurden nicht ernst genommen. Nun zeigt sich in der Realität, wie verheerend Auslandsabhängigkeit wirklich ist.

Wann immer energiepolitische Entscheidungen in der Schweiz anstanden, wurde die Auslandsabhängigkeit unseres Landes thematisiert. Von Links wurde dies immer als Schreckgespenst und Angstmacherei abgetan. Das war auch in den Diskussionen rund um die Energiestrategie 2050 und das neue Energiegesetz der Fall. Kein Wunder, denn die Energiestrategie 2050 war klar eine Importstrategie.

Mit der Sistierung des Rahmenabkommens ist die Importstrategie ein erstes Mal vollumfänglich gescheitert. Die EU will der Schweiz ohne Rahmenabkommen keine Stromlieferungen garantieren. Offen ist die Frage, ob sie das überhaupt könnte – denn sie hat selbst immer weniger gesicherte Kapazitäten. Das zeigt: Die Schweizer Abhängigkeit vom Ausland ist gefährlich.

Mit dem furchtbaren Krieg in der Ukraine kommt eine weitere Eskalationsstufe hinzu. Europa – und insbesondere Deutschland – ist auf Erdgas aus Russland angewiesen. Auch SRF hat schon darüber berichtet. Die Abhängigkeit ist so gross, dass ein allfälliger Boykott mit enormen wirtschaftlichen Schäden verbunden wäre. Dabei spielt es keine Rolle, ob Deutschland kein Gas mehr importieren will oder Russland den Gashahn eigenständig zudreht.

Die Welt hat dazu einen lesenswerten Beitrag verfasst. «Würde der Zustrom des fossilen Energieträgers von heute auf morgen unterbrochen, die Folgen für die Industrie in der Bundesrepublik wären kurzfristig gravierend. Da Gas aus Putins Reich nicht von heute auf morgen zu ersetzen ist, müssten Betriebe die Produktion zurückfahren oder sogar ganz ruhen lassen», schreibt die Zeitung. Grosse finanzielle Schäden für die Unternehmen wären die Folgen – mit volkswirtschaftlichen Auswirkungen, welche alle Deutschen hart zu spüren bekämen. «Der Abbruch des Erdgasstroms aus Russland würde mehr als gut sechs Prozentpunkte der jährlichen Wirtschaftsleistung wegschreddern und den Wohlstand zumindest vorübergehend empfindlich dämpfen». Das Fazit ist klar: Die Rechnung, auf günstiges und verlässliches russisches Gas zu setzen – als Backup für nicht vorhandenen Wind- und Sonnenstrom – ist nicht aufgegangen. Dem Volk wurden statt Kernkraftwerke Erneuerbare versprochen, erhalten hat es Gas. Das war in der Schweiz nicht anders. Über Gas wollte Bundesrätin Doris Leuthard nicht sprechen, denn damit hätte man ja zugegeben, dass man den «Teufel» Kernkraft nur mit dem Beelzebub Gas ersetzen kann.

Ein Verzicht auf russisches Gas wäre aber nicht nur für die deutsche Industrie mit riesigen Schäden verbunden. Russisches Gas und russische Kohle werden in Deutschland auch für die Stromerzeugung eingesetzt. Während Kohle auch aus anderen Ländern bezogen werden könnte, ist dies beim Gas ungleich schwieriger, denn es braucht dazu eine entsprechende Infrastruktur mit Leitungen, Terminals und Gasspeichern. Eine stärkere Kohlenverstromung könnte zwar wegfallendes Gas aus Russland teilweise kompensieren, allerdings mit hohen Kosten für das Klima.

Der Grund für die fatale Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas liegt in der Energiewende und dem unüberlegten sowie überhasteten Ausstieg aus der Kernenergie. Deutschland investiert dreistellige Milliardenbeträge in den Ausbau von Wind- und Solarenergie zur Stromerzeugung. Der teure Ausbau kann allerdings keine Versorgungssicherheit garantieren, Solarzellen können das Stromnetz nicht ausbalancieren, weil sie keine rotierende Masse haben, deshalb hat man z.B. den Generator des Kernkraftwerks Biblis stehen lassen. Um den Windstrom von der Nordsee in den Süden zu leiten, fehlen zudem die Leitungen. Deshalb benötigt die grösste Industrienation des Kontinents flexible Backup-Kapazitäten im gleichen Umfang. Das übernehmen Gaskraftwerke. Zahlen der AG Energiebilanzen, welche N-TV veröffentlichte, zeigen, dass der Gasbedarf Deutschlands parallel zum Ausbau der neuen Erneuerbaren angestiegen ist. Deutschland kann also auch im Stromsektor nicht einfach von heute auf morgen auf russisches Gas verzichten.

Noch bedeutender ist die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas in der Wärmeerzeugung. Knapp 45 Prozent der verbrauchten Endenergie stammt aus der Gasverbrennung. Entweder wird der Rohstoff direkt in Gasheizungen verbrennt oder in Fernwärmekraftwerken. Ein Ersatz von fossilen Wärmeerzeugern funktioniert nur über Elektrifizierung. Das heisst über Wärmepumpen, welche ihrerseits wiederum Strom benötigen.

Der Ukraine-Krieg offenbart schonungslos die gefährliche Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Energien. Die Schweiz sollte keinesfalls in diese Falle tappen. Dazu ist aber eine eigenständige, sichere und zuverlässige Stromproduktion mit Wasser- und Kernkraft notwendig.

Ohne russisches Gas geht es nicht. Deutschlands Abhängigkeit von Russland ist fatal. Im Bild: Gaskraftwerk Bernburg (Foto: Wiki /Apde).