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Liebe der finnischen Grünen zur Kernkraft

Im Gegensatz zu den Grünen in der Schweiz, plädieren die finnischen Grünen für Kernenergie. Ohne Kernenergie, sagen sie, sind Klimaschutz und Versorgungssicherheit nicht möglich.

Die Grünen Parteien in Europa eint der Glaube an gewisse Dogmen: Zum Beispiel die Überzeugung, dass Kernkraft oder die Gentechnik böse und gefährlich sind, Individualverkehr schädlich usw. Die Opposition gegen Kernkraft und Gentechnik können gar als Gründungsmythen vieler grüner Parteien gesehen werden. Und es sind Themen, die man wider besseres Wissen auch dann noch hartnäckig bekämpft, wenn die Wissenschaft schon lange etwas anderes bewiesen hat.

Besonders stossend ist dies dann, wenn man – wie viele Grüne – gleichzeitig viel auf die angebliche Wissenschaftlichkeit der eigenen Positionen gibt. Beim Thema Klimawandel segelt man, berechtigterweise, hart am Wind der Wissenschaften, der neueste IPCC-Bericht hat den Stellenwert einer heiligen Schrift. Doch sobald die wissenschaftliche Erkenntnis den eigenen Dogmen in die Quere kommt, so heisst es: Pech für die Wissenschaft.

Dass der IPCC-Bericht der Kernkraft eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel eingesteht, wird dann genauso negiert wie beispielsweise der wissenschaftliche Konsens bei der Gentechnik und den neuen Züchtungsmethoden, wie der Genomeditierung. Mit der Folge, dass Technologien, welche beim Kampf gegen den Klimawandel einen substanziellen Beitrag leisten können, weiterhin verteufelt und bekämpft werden. Schliesslich will man die eigene Basis nicht vor den Kopf stossen.

Eine löbliche Ausnahme scheinen die Grünen in Finnland zu sein. Wie das NZZ Magazin jüngst berichtete, sprechen sich diese klar für die Kernkraft aus. Gerade auch, weil man erkannt hat, dass die Technologie im Kampf gegen den Klimawandel unverzichtbar ist: «Wir können nicht wählerisch sein», sagt der 37-jährigen Fraktionschef Atte Harjanne dazu im Interview mit der NZZ. Er schaue sich die Zahlen an, und es sei ziemlich klar, dass es gefährlich sei, auf nukleare Energie zu verzichten.

Dies sei auch ein Lernprozess gewesen. Vor allem aber habe sich bei den finnischen Grünen der Gedanke durchgesetzt, dass man die eigenen Überzeugungen immer wieder hinterfragen müsse: «Wir wollen die Partei der besten Argumente sein. Wir schauen ständig selbstkritisch auf unsere eigenen Positionen, denn wir wollen eine lernende Partei sein.» Eine Lektion war offenbar, dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht ausschliesslich mit den sogenannten Erneuerbaren geführt werden könne. Die Kernkraft müsse komplementär eine wichtige Rolle spielen.

In Finnland wurde eben erst das neue Kernkraftwerk Olkiluoto 3 in Betrieb genommen. Das Projekt hatte grosse Verzögerung und wurde viel teurer als ursprünglich geplant. Doch all dies scheint die finnischen Grünen nicht zu stören: «Selbst mit Verzögerungen und höheren Kosten lohnt es sich, weil ein AKW eben sehr grosse Mengen sauberer Energie produziert.»

Es wäre zu wünschen, dass sich solche Überzeugungen auch bei den Grünen in der Schweiz durchsetzen würden – gerade jetzt wo eine neue Studie von Empa und EPFL gezeigt hat, dass es mit Sonne und Wind nicht geht, die Stromversorgung auch im Winter sicherzustellen. Es ist schliesslich nie zu spät, um dazuzulernen.

Naturreligion anstatt Physik: Die Schweizer Grünen möchten zwar das Klima schützen - setzen aber konsequent auf die falschen Instrumente (Foto: zvg).