Solares Schattenboxen
Simonetta Sommaruga lanciert die Idee, die Schweizer Autobahnen mit Solaranlagen zu überdachen. Ein ideologisch getriebener Plan, der rein gar nichts zur Lösung der Schweizer Versorgungsproblematik im Winter beiträgt, aber richtig viel kostet.
Wie die NZZ am Sonntag und der Tagesanzeiger berichten, will Simonetta Sommaruga auf den Schweizer Autobahnen Solaranlagen installieren. «Unten Autos, oben Strom. So lautet die neue Devise von Energieministerin Simonetta Sommaruga für das Autobahnnetz der Schweiz. Das Bundesamt für Strassen prüft bis im Sommer «bei allen offenen Streckenabschnitten, ob man sie mit einem Solardach überdecken kann», sagt Astra-Sprecher Thomas Rohrbach in der «NZZ am Sonntag». Theoretisch kommt für die Stromproduktion das gesamte Autobahnnetz ausser der Tunnel infrage, also rund 1300 Kilometer», schreibt der Tagesanzeiger.
In einem nächsten Schritt soll das Astra geeignete Abschnitte eruieren. Der Bund will dann diese Strecken in mehreren Losen ausschreiben. Zwei Pilotprojekte laufen schon. Ein Projekt will man im Wallis realisieren, das andere im Kanton Aargau.
Die medienwirksame Veröffentlichung solcher Pläne zeigt vor allem eines: Die Schweiz steckt in der Sackgasse und die zuständige Bundesrätin weiss das eigentlich. Noch kann man es aber nicht zugeben und verliert sich deshalb lieber im Schattenboxen. Dafür gibt es dann Applaus von der Solarlobby und den vielen Subventionsjägern.
Wie realistisch solche Pläne sind, verrät ein Blick auf die Kostenschätzung: Allein die Solarpanel für das 1300 km lange und 24 Meter breite Band dürften über 10 Milliarden Franken verschlingen, der Unterbau ein Mehrfaches. Da kommen leicht 50 Milliarden zusammen. Damit baut man 10 Kernkraftwerke und die produzieren im Jahr 80 Milliarden kWh, nicht 15. Wieviel CO2 bei der Herstellung der benötigten Menge Zement für den Unterbau in die Luft gelangt, wagt man gar nicht abzuschätzen.
Die Schweiz hat ein Versorgungsproblem im Winter. Deshalb sind wir auf Kohle- und Gasstrom-Importe aus Deutschland angewiesen. Die Solarzellen, welche jetzt in einer planwirtschaftlichen Anbauschlacht über den Autobahnen realisiert werden sollen, beheben das Problem der Schweiz nicht. Sie produzieren ihren Strom im Sommer – dann kann man den Strom zu Negativpreisen aus dem Ausland beziehen. Im Winter liegt das Mittelland unter einer Nebeldecke oder horizontale Panels sind schneebedeckt und produzieren gar nichts. Vor bald 30 Jahren wurde an den Lärmschutzwänden der A 13 zwischen Chur und Domat-Ems die ersten PV-Zellen montiert. Warum hat sich die Idee nicht durchgesetzt, obwohl senkrechte Panels im Winter mehr produzieren als horizontale?
Die Idee zeigt vor allem eines: Fehlender ökonomischer Sachverstand. Es ist nichts anderes als eine teure, ideologisch motivierte Geldvernichtung, deren Wirkung verpufft.
Am treffendsten bringt es ein Kommentar von Mark Müller im Tagesanzeiger auf den Punkt. Er schreibt: «Super Sache: Wurde die Sonne schon bestellt für 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr?»