Es brodelt bei den Umweltverbänden
Die Widersprüche der Umwelt- und Naturschutzverbände beim Thema Wasserkraft treten nun öffentlich zutage. Dies ist gut so.
Die inneren Widersprüche der Umwelt- und Naturschutzverbände treten dieser Tage unverhohlen zutage. Was ist höher zu gewichten? Der Schutz des Klimas oder der Erhalt des Lebensraums von seltenen Tieren und Pflanzen? Eines ist klar: Beides ist angesichts der aktuellen Energiepolitik der Schweiz schlicht nicht zu haben. Und so müssen sich vor allem auch Grünen-Politiker fragen, was ihnen nun wichtiger ist: sauberer Strom aus hiesigen Speicherkraftwerken oder die Eidechse am Fusse des Triftgletschers.
Offenbar kommt es dieser Tage zu einer kleinen Flurbereinigung, wie der Tagesanzeiger schreibt. Namhafte Grüne wie der Zürcher Nationalrat Bastien Girod oder die Waadtländerin Adèle Thorens sind aus der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva ausgetreten, nachdem diese letzte Woche klar machte, dass es mit ihr keine Staumauer am Triftgletscher im Berner Oberland geben wird. Girod wie auch Thorens waren offenbar nur mangelhaft im Bild darüber, wofür sich Aqua Viva einsetzt. So schreibt der Tagesanzeiger: «Die Waadtländer Ständerätin ging eigenen Angaben gemäss davon aus, dass die Organisation vor allem im Bereich der Flussrevitalisierung und der Bewusstseinsbildung tätig ist.» Dass zum Aufgabengebiet auch die Bekämpfung von Stausee-Projekten gehört, sei ihr bis vor kurzem nicht bewusst gewesen.
Auch Martin Landolt von der Mitte hat sich nun von der NGO losgesagt, der Grüne Nationalrat Kilian Baumann erwägt einen Austritt, wie der Tagesanzeiger schreibt. Interessant ist, wer noch immer zum Patronatskomitee gehört: Nebst einer Reihe links-grüner Nationalräten und Nationalrätinnen zum Beispiel Christa Markwalder (FDP/Bern), Kurt Fluri (FDP/Solothurn) sowie Tiana Angelina Moser (GLP/Zürich).
Fragwürdig ist auch die Rolle von SP-Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel. Die Freiburgerin ist nicht nur im Patronatskomitee von Aqua Viva, sondern auch Präsidentin von Pro Natura. Also jenem Naturschutzverband, der letzte Woche zusammen mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga, der Wasser- und Stromwirtschaft, den Kantonen sowie weiteren Umweltverbänden beschlossen hat, die jahrzehntelange Blockade bei der Wasserkraft zu beenden. Wie viel diese Absichtserklärung wirklich bringt, bleibt offen. Denn damit die Blockade tatsächlich gelöst werden kann, wäre das Einverständnis sämtlicher Umwelt- und Naturschutzverbände nötig gewesen. Doch dies wurde bei weitem nicht erreicht. So macht auch Aqua Viva nicht mit und lässt damit den Beschuss des Runden Tisch ins Leere laufen. Dies auch dank des Engagements von Ursula Schneider Schüttel bei Aqua Viva.