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Mangel an Strom im Winter – kein Problem? Oder doch?

Stromimporte machen die Schweiz erpressbar, sagt die ElCom. Das ist kein Problem, sagt das BFE, denn der Markt wird es richten. Eine Situationsanalyse von Hanspeter Guggenbühl auf Infosperber.

In seiner Auslegeordnung auf Infosperber schreibt Journalist Hanspeter Guggenbühl: "Eines ist unbestritten: Die Schweiz muss im Winterhalbjahr schon seit 2001 mehr Strom importieren, als sie exportieren kann. Im Winterhalbjahr 2017/18 zum Beispiel, (...), betrug dieser Import-Saldo 6,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh); das entspricht einem Anteil von rund 20 Prozent am inländischen Stromverbrauch."

Der Importüberschuss, erklärt Guggenbühl in seinem Artikel, wird weiter zunehmen. Erstens werden die Kernkraftwerke nach und nach stillgelegt. Zweitens streben wir eine Dekarbonisierung an, welche nur mit mehr Strom funktioniert. Drittens liefern die Neuen Erneuerbaren (Solar, Biomasse und Wind) viel weniger, als prognostiziert. Die Gründe sind technischer, klimatischer und politischer Natur. Viertens wachsen Bevölkerung und Wirtschaft - Sparbemühungen werden also mehr als kompensiert. Fazit: Die Lücke wird immer grösser.

Unterschiedliche Beurteilung der Situation

Für das BFE stellen diese Aussichten kein Problem dar. Unsere Nachbarländer würden Bandstrom produzieren. Die Schweiz sei eine Drehscheibe im europäischen Stromnetz und ausserdem Produzent von überschüssiger Leistung dank Wasserkraft. Bedingung sei allerdings, dass der Schweiz die Integration in den europäischen Strommarkt gelingt.

Komplett umgekehrt beurteilen die Fachpersonen der ElCom die Situation. Die steuerbare Stromproduktion ist in unseren Nachbarländern rückläufig. Die nicht steuerbare Produktion (Neue Erneuerbare), kann diesen Wegfall nicht kompensieren. Damit wächst die politische Abhängigkeit der Schweiz. Sie ist auf Gedeih und Verderb dem Willen der europäischen Nachbarn ausgeliefert.

Diese politische Sicht ist aber nur das halbe Bild. Problematisch ist insbesondere der Umstand, dass die produzierte Strommenge unser Nachbarländer gar nicht für Exporte ausreicht. Es ist also schlicht zu wenig Strom vorhanden. Die ElCom fordert aus diesem Grund "neben der strategischen Reserve weitere Massnahmen, um auch in Zukunft eine substantielle Energieproduktion in der Schweiz im Winterhalbjahr aufrecht zu erhalten."