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Gute Nachrichten

Es geht los! Die Renaissance der Kernenergie nimmt Fahrt auf. Eine ganze Reihe Anzeichen dafür sind in den letzten Tagen aufgetaucht.

Terrestrial Energy, der kanadische Entwickler eines SMR auf der Basis von Flüssigsalz, hat bei Siemens (Canada) die Turbinen für das erste Kraftwerk bestellt. Das ist deshalb bedeutsam, weil die Firma äusserst verschwiegen ist und man nie wirklich wusste, wie weit sie sind. David Le Blanc, der führende Kopf von Terrestrial Energy, hat dem Autor dieser Zeilen einst anvertraut, er stelle bei Vorträgen stets den Entwicklungsstand des letzten Jahres dar. Mit der Turbinenbestellung hat er sich «ge-outet». Es geht weg von Papier und Software. Rein in die Hardware und raus auf die Baustelle.

Eine Baustelle gefunden und dort die Baumaschinen auffahren lassen, hat auch Bill Gates: Sein «Natrium» genannter Reaktor wird am Standort eines Kohlekraftwerks in Wyoming gebaut, das 2026 stillgelegt werden soll. Turbinen muss Gates keine bestellen, die sind schon da – die des Kohlekraftwerks. Der «Natrium» kann abgebrannte Brennstäbe oder Natururan nutzen oder sogar Thorium. Das spaltbare Material erbrütet er sich selbst. Durch geschicktes, wiederholtes Austauschen der Brennstäbe kann fast das ganze Uran oder Thorium genutzt werden. Am Schluss bleiben nur die Spaltprodukte. Die sind kurzlebig oder harmlos.

Auch bei NuScale gibt es bald schmutzige Hände: die Baubewilligung liegt vor und die Typenzulassung auch. Das heisst nicht, dass alle bürokratischen Hürden überwunden sind, aber die grössten schon. Der Bauplatz liegt in Idaho und der Erstbesteller ist ein Konsortium von Stromversorgern im US-Nordwesten. NuScale ist echt modular mit einer Leistung von 70 MW pro Modul. Im Vollausbau umfasst ein Kraftwerk 12 Module, die in einem grossen Wasserbecken unter Grund stehen. Die Reaktoren sind inhärent sicher. Einer der ersten kommerziellen Besteller könnte Rumänien sein! Schon sind Abkommen unterschrieben.

Oklo, ein MIT-Spin-off, baut einen Mikro-Reaktor mit einer Leistung von 1,5 MW. Das sind gerade mal 2000 PS! Er benötigt wegen seiner Kleinheit auf 20% angereichertes Uran. Für den Prototyp kam es aus einem staatlichen Forschungslabor. Für die offenbar kurz bevorstehende kommerzielle Phase benötigt Oklo natürlich eine kommerzielle Quelle. Die hat man nun gefunden und dieser Tage einen langfristigen Liefervertrag abgeschlossen. Man darf gespannt sein!

Noch ein Meilenstein, der Aufsehen erregt: Ontario Power Generation hat für sein geplantes Kernkraftwerk in Darlington bei General Electric-Hitachi einen BWRX-300 bestellt. Das ist ein Siedewasserreaktor mit einer Leistung von 300 MW, also etwas kleiner als Mühleberg war. Mit dieser Leistung gilt er als «Small Modular Reactor». Darlington soll den kommerziellen Betrieb 2028 aufnehmen.

Die überraschendste Meldung kam aus einem anderen MIT-Start-up: Commonwealth Fusion. Wie der Name sagt, geht es um Kernfusion. Aber dafür gibt es doch das riesige internationale Projekt in Südfrankreich: ITER. Was soll da ein kleiner Spin-off? Das haben wir auch lange gedacht. Um Wasserstoffkerne zu verschmelzen, braucht es eine Temperatur von 100 Millionen Grad. Um dieses heisse Gas – Plasma genannt – zusammenzuhalten benötigt man starke Magnetfelder. Bei ITER macht man das mit klassischen Supraleitern, die bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt den Strom verlustlos leiten. Wie es oft geht: Ein technischer Durchbruch verändert alles. Vor wenigen Jahren – lange nachdem die Pläne für ITER fertig waren – ist es gelungen, ein besonders gut geeignetes supraleitendes Material in eine für den Bau von Magneten brauchbare Form zu bringen. Plötzlich sind Magnete möglich, die nicht so extrem gekühlt werden müssen und die ein doppelt so starkes Magnetfeld erzeugen können. Das haben die Leute von Commonwealth Fusion vor wenigen Wochen demonstriert. Und weil das benötigte Volumen sehr stark vom Magnetfeld abhängt (mit der vierten Potenz) passt ein Fusionsreaktor plötzlich in ein Forschungslabor! Bis in vier Jahren wollen sie Fusionsenergie erzeugen. Offenbar glaubt man es ihnen: Eben ist es gelungen, eine Finanzierungsrunde über 1,8 Milliarden abzuschliessen – alles mit privaten Geldern!

Alle diese Projekte starteten ursprünglich auf rein privater Basis, die meisten sind es immer noch. Die Regierungen, vor allem die US-amerikanische, beschränkten sich auf Forschungszuschüsse. Und da heisst es immer, man finde für Kernenergie keine Investoren! Natürlich nicht, wenn man sie politisch verscheucht wie in der Schweiz.

Wenn wir am Ende der 20er-Jahre zurückschauen, werden wir staunen, was auf dem Gebiet der Kernenergie alles geschehen ist. Wir freuen uns!

Es geht los: Weltweit werden neue Kernkraftwerke unterschiedlicher Bauart realisiert.