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Kernenergie für Europa

Die Schweizer Politik verteufelt die Kernenergie. Die EU-Kommissarin für Energie Kadri Simson hingegen spricht sich klar für eine Zukunft mit Kernkraft aus.

Kadri Simson aus Estland, die EU-Kommissarin für Energie, hielt Ende November im Rahmen der World Nuclear Exhibition eine viel beachtete Rede. Nicht zuletzt die anstehende Entscheidung der EU-Kommission, ob die Kernenergie in der EU künftig als grüne Technologie gelten soll, gab den Worten Simsons zusätzliches Gewicht. Und wie ihre Rede zeigt, ist für Simson klar, dass die Kernkraft mit oder ohne grünen Stempel Teil einer zukünftigen Stromlandschaft der Europäischen Union sein muss. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat dazu ebenfalls eine klare Meinung. In Der Welt sagte er: "Dass die EU ohne Atomstrom CO2-neutral werden kann, ist eine Lüge."

So begrüsst es Kadri Simson auch, dass sich an vielen Orten zunehmend die Einsicht durchsetze, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien nur mit entsprechenden Kapazitäten an Bandstrom denkbar sei. Und als Lieferantin von Bandstrom werde vor allem die Nuklearenergie eine ganz wichtige Rolle spielen. Schliesslich sei es zurzeit die einzige Stromquelle, welche CO2-frei und vor allem zuverlässig liefern könne, was für die Stabilität des europäischen Stromnetzes unabdingbar sei. Zudem helfe Atomstrom, die Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern zu minimieren. Die Estin dürfte hier vor allem auch an das russische Erdgas gedacht haben.

In den internen Szenarien würde man für 2050 von einem Atomstrom-Anteil am EU-Strommix von 15 Prozent ausgehen. Auch wenn es ein bescheidener Anteil ist, dürfte es eine Herausforderung werden, diese Kapazitäten überhaupt bereitzustellen. Denn der bestehende KKW-Park in Europa sei in die Jahre gekommen. Bis zu 90 Prozent der Reaktoren würden in den 2030er-Jahren an ihr Lebensende gelangen. Also just zu jenem Zeitpunkt an dem man diese «am dringendsten brauchen würde», so die Kommissarin. Wollte man die Laufzeiten verlängern, würden massive Investitionen nötig. Denn für Simson ist klar: Diese Werke dürfen nur dann am Netz bleiben, wenn sie auch den hohen EU-Standards in punkto Sicherheit entsprechen.

Es sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um deren Ersatz und somit den Bau von Kernkraftwerken der neusten Generation zu planen. Hierfür brauche es allerdings eine Forschungs- und Finanzierungsoffensive. Innovation und Fortschritt in der Reaktortechnologie sei mehr als erwünscht. Die EU werde sich an der Weiterentwicklung finanziell beteiligen. Gerade Frankreich mit seiner grossen und technologisch hochstehenden Nuklearindustrie komme dabei eine enorm wichtige Rolle zu.

Sollte die Nuklearenergie tatsächliche als grüne Energie anerkannt werden, wäre dies zudem ein wichtiges Zeichen für die Nuklear-Industrie und mögliche Investoren. Diese Entscheidung dürfte nicht zuletzt auch auf die aktuelle Diskussion um die Versorgungssicherheit in der Schweiz ausstrahlen. Sie wäre nämlich ein weiteres Argument dafür, weshalb das bestehende Neubauverbot für Kernkraftwerke falsch ist und schleunigst aufgehoben gehört.

Kadri Simon weiss: Es geht nicht ohne Kernenergie.