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Industrie in Gefahr

Eine immer teurere und zunehmend unsichere Stromversorgung könnte zur endgültigen Deindustrialisierung der Schweiz führen.

Ja, es gibt sie noch, die Schwerindustrie in der Schweiz. Neben den Zementwerken gehören die verschiedenen Giessereien im Land dazu wie auch die Stahlwerke. Eines davon steht in Gerlafingen. Dort produziert die «Stahl Gerlafingen» als einziges Unternehmen in der Schweiz noch Betonstahl. In einem Elektroofen wird aus Schrott Stahl hergestellt, der dann zu Armierungseisen für den Bau verarbeitet wird, wie die NZZ schreibt.

Selbstredend ist die «Stahl Gerlafingen» ein Stromgrosskunde. Entsprechend irritiert war man bei der Geschäftsleitung, als jüngst ein Schreiben des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung eintraf, in dem man davor warnte, dass ab 2025 nicht mehr genügend Strom vorhanden sein könnte zur Deckung der Nachfrage. Der jährliche Stromverbrauch von «Stahl Gerlafingen» beträgt rund 370 000 Megawattstunden, das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von gut 90'000 vierköpfigen Schweizer Haushalten. Die Irritation ob dem offiziellen Schreiben ist verständlich, schliesslich ist man für die Produktion auf ein verlässliches Stromangebot angewiesen.

Die «Stahl Gerlafingen» gehört zur italienischen Beltrame-Gruppe. Diese betreibt ausser am Stammsitz in Vicenza und in Gerlafingen auch im französischen Valenciennes ein Elektrostahlwerk. Die Differenzen in den Stromkosten zwischen den Standorten könnten dabei nicht grösser sein. In NZZ-Artikel rechnet der Geschäftsführer vor, wie gross die Einsparungen bei den Stromkosten wären, würden sie das Werk in Gerlafingen nach Italien oder Frankreich verlegen: im laufenden Jahr würden sie bis zu 19 Millionen Euro einsparen. Die Lage hat sich laufend zugespitzt. Die Stromkosten werden dieses Jahr auf 48 Millionen. Euro steigen. In den Vorjahren waren es noch 19 Millionen. bzw. 22 Millionen Euro. Die Kosten für Strom explodierten. Dabei ist verfügbarer, kostengünstiger Strom die Voraussetzung, dass unser Land nicht noch mehr deindustrialisiert.

Gemäss der Geschäftsführung ist das Unternehmen mit seinen 570 Beschäftigten noch nicht in die roten Zahlen geschlittert. Im Gegenteil seien in den kommenden Jahren Investitionen in die Modernisierung des Werkes geplant. «Ob sie indes tatsächlich vorgenommen werden, erscheint zunehmend fraglicher», schreibt die NZZ mit Blick auf die explodierenden Stromkosten.

Für die Schweizer Industrie sind Versorgungssicherheit und Energiepreise zentrale Standortfaktoren. Mit der aktuellen Energiepolitik gefährdet die Schweiz auch den Wirtschaftsstandort (Foto: stahl-gerlafingen.com).