Viel Wind um wenig Strom
Zürich besitzt Windparks in ganz Europa. Für die Betreibergesellschaften EWZ und EKZ dürfte es sich rechnen, mit Blick auf die Versorgungssicherheit dürften sich die Engagements rächen.
Neu ist die Information nicht. Doch nun wurde sie in der NZZ am Sonntag nochmals einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein geschrieben: Die Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (EWZ) haben in den vergangenen Jahren massiv in Windparks in der EU investiert «Insgesamt besitzt die Stadt Zürich in der EU über 20 solcher Parks, 18 sind in Betrieb und 3 im Bau.» Auch das Elektrizitätswerk des Kanton Zürich (EKZ) ist gross in solchen Windparks investiert. Jetzt könnte man sagen, warum soll das die Öffentlichkeit interessieren, wo die EWZ und die EKZ investiert sind. Weil beide im Besitz der öffentlichen Hand sind. Und vor allen haben EWZ und EKZ einen Versorgungsauftrag. Und genau hier liegt die Krux: Windparks in Borkum, Stigafjellet, Epinette oder Skalleberg tragen weder zur Versorgungssicherheit im Kanton noch der Stadt Zürich bei. Ob dies den Stimmberechtigten der Stadt Zürich bewusst war, als sie im Juni 2021 weitere 200 Millionen Franken für Windparks im Ausland sprachen, ist unklar. In der Abstimmungszeitung hiess es jedenfalls: Die Stadt habe das EWZ beauftragt, den Strom aus Atomkraft sukzessive durch solchen aus erneuerbaren Quellen zu ersetzen.
Dieses Versprechen geht selbst Felix Nipkow von der atomkritischen Schweizerischen Energiestiftung zu weit. Nipkow sagt im Artikel: «Diese Kraftwerke bringen für die Versorgungssicherheit nicht mehr, als wenn sie ohne Schweizer Beteiligung gebaut worden wären.» Denn der Strom aus Windparks in Norwegen, Schweden oder Frankreich wird nicht in die Schweiz gelangen, sollte hier eine Knappheit herrschen. Der Strom würde im Europäischen Ausland verbraucht.
Es wäre also aus Gründen der Versorgungssicherheit besser gewesen, das Geld im Inland zu verbauen. Bei der EWZ scheint man diesbezüglich etwas ratlos. Man könne in der Schweiz kaum etwas bauen. Die Projekte würden alle in Bewilligungsverfahren feststecken, sagt EZW-Direktor Benedikt Loepfe und verweist auf Windkraftprojekte in der Westschweiz. Das stimmt wohl. Wind- und Wasserkraftprojekte stossen auf breiten Widerstand. Sollten dereinst Solarfarmen auf über 2000 Metern über Meer zur Diskussion stehen, dürfte es auch dort zu massiven Abwehrreaktionen kommen.
Wollte man seinen Verfassungsauftrag ernst nehmen, würde man ohnehin nicht in Windkraft, weder in Norwegen noch in der Westschweiz investieren, sondern in zuverlässigere, heimische Stromquellen. Mehr als fraglich, ob die Zürcher Politik und die städtischen Stimmberechtigten so viel energiepolitischen Realitätssinn ertragen würden. Denn schliesslich würde dies heissen, nicht in Flatterstrom aus Windrädern und Solarpanels zu investieren, sondern konsequent auf Bandstrom aus Gas- oder Kernkraft zu setzen.