?
Danke für Ihre Anfrage. Wir werden uns so bald wie möglich bei Ihnen melden.

Wider Denkverbote in der Energiepolitik

Die Schweiz sieht sich mit einem Strom-Versorgungsproblem konfrontiert. In dieser Situation sind Denkverbote fehl am Platz. Das schreibt der Axpo-CEO Christoph Brand.

Nachdem die Axpo und Bundesrätin Simonetta Sommaruga in den letzten Wochen öffentlich darüber stritten, wer denn in der Schweiz eigentlich für die Versorgungssicherheit zuständig sei, hat Axpo-CEO Christoph Brand nun in der Weltwoche (Abo) nachgelegt. In einem seitenlangen Artikel legt Brand dar, wie die Schweiz in Zukunft die verschiedenen Ziele in der Energie- und Klimapolitik erreichen soll.

Für Brand ist klar: Denkverbote darf es angesichts der anstehenden Herausforderungen nicht geben: «Fördermassnahmen sollen prinzipiell in alle CO2-freien Technologien fliessen.» Schliesslich wisse niemand so gut wie der Markt, welche Technologie die richtige sei. «Das bedeutet auch, dass es keine Denkverbote hinsichtlich längerfristiger Entwicklungen im Kernenergiebereich geben sollte, selbst wenn neue Kernkraftwerke ökonomisch und politisch zurzeit kein Thema sind.» Gleichzeitig seien sie aber was die CO2-Bilanz und die Sicherheit anbelangt «in derselben positiven Grössenordnung wie die Erneuerbaren».

Die Beispiele Norwegen und Schweden, die er lobt, sind allerdings nicht auf die Schweiz übertragbar. Norwegen hat 100% Wasserkraft und lange windgepeitschte Küsten und Schweden hat und bleibt – neben der Wasserkraft – bei 50% Atomstrom.

Was Brand zudem nicht sagt, aber stark für die Kernkraft spricht, ist der Aspekt der Versorgungssicherheit. In seiner Vision sollen Photovoltaik, Importe und «CO2-neutrales Gas» dafür sorgen, dass uns 2050 das Licht in den Wintermonaten zwischen Oktober und März nicht ausgeht. Es ist jedoch mehr als fraglich, ob Sonne und der europäische Markt dereinst genügend liefern können. Die Gaskraftwerke, welche auch Bundesrätin Sommaruga ins Spiel gebracht hat, werden wohl die Hauptlast tragen müssen. Inwiefern dies dann «CO2-neutral» passieren wird, wie dies Brand und Sommaruga vorschwebt, ist mehr als fraglich. Der Energie Club Schweiz würde nicht darauf wetten wollen.

Gerade deshalb ist die von Brand geforderte Technologieneutralität mit Vehemenz einzufordern. Es wäre wünschenswert, wenn man sich wenigstens in diesem Punkt einig würde zwischen Stromkonzernen und der Politik. Es ist leider zu befürchten, dass das Neubauverbot für Kernkraftwerke nicht so einfach aus dem Gesetz verschwinden wird. Bundesrätin Sommaruga dürfte dafür genauso wenig zu erwärmen sein, wie die links-grüne Ratshälfte. Die für die Schweiz so wichtige Technologieneutralität muss wohl auf anderen Wegen erstritten werden. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Streit bald ausbricht.

In Schweden bleibt die Kernenergie neben der Wasserkraft tragender Pfeiler in der Stromproduktion (Foto: wiki).