Keine neue Erneuerbaren ohne Gas
Die Schweiz hatte einst den perfekten Strommix: Jetzt will eine unheilige Allianz Flatterstrom plus Gaskraftwerke. Da läuft einiges falsch.
Nun wächst so langsam zusammen, was eigentlich schon immer zusammengehörte. Solarenergie und Windkraft brauchen einen Backup. In Deutschland sind das Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke. Dies realisieren auch in der Schweiz immer mehr Leute. Die NZZ am Sonntag beschreibt in einem Artikel die Idee, in der Schweiz bis zu 2000 zentral-gesteuerte, jedoch weit auseinanderliegende Kleinstgaskraftwerke zu installieren. Hintergrund ist die drohende Stromlücke, welche gemäss neusten Berichten des Bundes früher auftreten kann als gedacht.
Bis 2050 sollen diese 2000 Kraftwerke die Leistung der heutigen Kernkraftwerke ersetzen. Dass diese Gaskraftwerke nicht gerade klimaschonend sind, stört offenbar nicht einmal die sogenannten Klimaschützer. Man scheint akzeptiert zu haben, dass der Solar- und Windfetisch eine dunkle Seite haben muss: Sie kommt in Form von fossilen Kraftwerken.
Diesen Zusammenhang haben die Gasunternehmen schon lange erkannt und haben sich vor Jahren schon ein grünes Blatt zugelegt und werben für erneuerbare Energien. Denn in den Firmenzentralen weiss man: Je mehr Solarzellen, je mehr Windräder installiert werden, desto grösser wird Abhängigkeit von Gas. Ganz einfach deshalb, weil man Energiequellen braucht, welche man schnell hoch- und runterfahren kann, sobald die neuen Erneuerbaren nichts liefern. Gaskraftwerke können dies leisten. Kernkraftwerke sind da weniger flexibel. Und so haben wir nun die Situation, dass die grössten Lobbyisten für die neuen Erneuerbaren paradoxerweise einen Ausbau von Gaskraftwerken befürworten, während Gasunternehmen jene der neuen Erneuerbaren bewerben.
Vor der Energiewende hatte die Schweiz den perfekten Strommix: Kernenergie und Wasserkraft sind ein geniales Paar, das Versorgungssicherheit bietet und CO2-arm ist. Jetzt will man auf neue Erneuerbare und Gaskraftwerke umstellen. Man opfert damit nicht nur die CO2-Neutralität, man begibt sich auch in geopolitische Abhängigkeiten, denn die Schweiz besitzt keine Gasspeicher. Es ist mehr als fraglich, ob es der Versorgungssicherheit im Winter tatsächlich dient, wenn man künftig auf russische Gaslieferungen vertraut und sich damit von Putins Gnaden abhängig macht. Was nützen 2000 Kleinstkraftwerke, wenn dann das Gas fehlt, um diese zu betreiben.