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«Stromausfälle wären eine Katastrophe»

Stromausfälle tangieren die produzierende Wirtschaft in hohem Ausmass. Die Schäden können nicht beziffert werden – gehen aber in die Milliarden. Deshalb fordert nun auch die Schweizer Wirtschaft ein schnelles Umdenken von der Politik.

Die Stimmen mehren sich, die eine realistische Einschätzung der Strompolitik der Schweiz und vor allem eine klare politische Verantwortung fordern. Nun wurde mit Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder in der Talksendung «Feusi Fédéral» (Nebelspalter) auch eine gewichtige Stimme aus der Wirtschaft deutlich: «Es muss unser Ziel sein, dass wir die Stromversorgung weitestgehend im Inland bereitstellen können.» Oder auch: «Ich war immer gegen Technologieverbote, sei dies bei der Kernkraft oder auch im Bereich der Gentechnologie: Ich halte Verbote grundsätzlich für falsch.» Mit diesen Aussagen macht Mäder auch gleich klar, dass er mit der Energiestrategie 2050 von Doris Leuthard und den darauf aufbauenden Plänen von Energieministerin Simonetta Sommaruga nichts anfangen kann.

Mit der Annahme des Energiegesetzes 2017 an der Urne wurde ein Verbot von neuen Kernkraftwerken ins Kernenergie-Gesetz geschrieben, also ein Technologieverbot erlassen. Die Lücke, die mittelfristig wegen des fehlenden Bandstroms aus der Kernenergie entsteht, soll mit wetterabhängigen Erneuerbaren Energien substituiert werden, so die offizielle Hoffnung. Faktisch hat die Schweiz aber seit 2017 eine Importstrategie. Man verlässt sich darauf, dass wir jederzeit aus dem Ausland Strom importieren können. Mäder will diese Hochrisikostrategie nicht mittragen, wie er im Gespräch mit dem Nebelspalter deutlich macht. Es sei höchste Zeit eigene, zuverlässige Kapazitäten aufzubauen.

Diese Forderung ist nicht weiter erstaunlich. Schliesslich zeigt sich, dass die Energiestrategie viel zu optimistische Annahmen machte. So hat man beispielsweise mit einer sinkenden Stromnachfrage gerechnet. Doch genau das Gegenteil ist richtig: Die Schweiz dürfte in den kommenden Jahren deutlich mehr Strom verbrauchen als gedacht. Diese steigende Nachfrage will Bundesrätin Simonetta Sommaruga vornehmlich mit Erneuerbaren Energien decken.

Für die Versorgungssicherheit der Schweiz – vor allem in den Wintermonaten – bringt dies herzlich wenig. Deshalb müsse jetzt entschieden werden, wie die sich akzentuierende Versorgungsproblematik angegangen werden soll: «Leider sehe ich noch nicht, dass wir dies in der Schweiz auch wirklich machen», so Mäder. Die Abhängigkeit von ausländischem Strom werde weiter zunehmen und damit die Unsicherheit. Auch wenn die Schweiz dereinst doch noch ein Stromabkommen mit der EU hinkriegt (es sieht nicht wirklich danach aus), wäre ein solches keine Lösung, denn es produziert keine einzige Kilowattstunde. Ganz einfach deshalb nicht, weil auch in Europa die Bandstromkapazitäten in wichtigen Ländern zurückgehen. Hier blickt Mäder vor allem nach Deutschland, das nach den jüngsten Befürchtungen offizieller Stellen gar von einem Stromexporteur zu einem Importeur werden könnte. In diesem Fall hätte die Schweiz noch schlechtere Karten, im Winter genügend Strom zu importieren.

Der ehemalige Spitzenmager macht klar, was auf dem Spiel steht: Stromausfälle wären vor allem auch für die Industrie, im speziellen in der chemisch-pharmazeutischen verheerend. «Dort laufen chemische oder biologische Prozesse über Stunden oder Tage. Wenn der Strom ausfällt, ist nicht nur das Produkt kaputt, es wäre auch sehr teuer, den Prozess wieder zu starten.» Solche Situationen gelte es zu verhindern. Damit dies erreicht werden kann, müssten umgehend die Weichen gestellt werden, und nicht erst 2030 oder noch später. Die Politik ist jetzt gefordert, offen und ohne Technologieverbote über eine sichere Stromversorgung für unser Land zu sprechen und die notwenigen Schritte einzuleiten.
Wer möchte dem widersprechen.

Angesichts der mangelnden Versorgungssicherheit fordert jetzt auch die Wirtschaft ein umdenken (Foto: Screenshot Feusi Fédéral).