Forschung an Thorium-Reaktoren

Die neue Regierung Dänemarks bricht mit einem selbstauferlegten Tabu. Nach Jahrzehnten soll wieder an der Kernenergie geforscht werden.

Die Chancen von Kernenergie sind klar. Sie liefert klimaschonenden Strom – und zwar wetterunabhängig. Diese Stärke führt dazu, dass mit Kernenergie Versorgungssicherheit und Klimaschutz unter einen Hut zu bringen sind.

Das scheint nun auch das skandinavische Land Dänemark gemerkt zu haben. Die neuformierte Regierung möchte deshalb ein althergebrachtes Tabu über Bord werfen. «Was die Atomenergie angeht, macht die dänische Regierungspartei Venstre (=Die Linke) nur wenige Tage nach dem Koalitionswechsel eine Kehrtwende. Seit 1985 hat sich die Partei strikt geweigert, dänische Energieerzeugung mithilfe Kernspaltung in Betracht zu ziehen. Selbst im vergangenen Jahr, als der neue Koalitionsparter Liberal Alliance einen Vorschlag machte, sich der Forschung mit Thorium zur Energiegewinnung anzunehmen, gab es ein klares Nein. Mit der neuen Regierungserklärung scheint das vergessen. Wie „Avisen.dk“ berichtet, will die Kleeblattregierung aus Venstre, Liberal Alliance und Konservativen es möglich machen, Forschung mit Thorium zu betreiben», schreibt die Schleswig-Holsteinische Zeitung.

Wie Uran ist Thorium schwach radioaktiv. Geschmolzenes Thoriumsalz ist in einer Natrium- oder Lithiumsalz-Schmelze gelöst. Diese Salzschmelze dient an Stelle von Wasser als Kühlmittel. Das gefürchtete Plutonium entsteht nur in kleinsten Mengen und die radioaktiven Spaltprodukte werden im Normalbetrieb aus der Schmelze entfernt. Der Reaktor läuft ohne Druck, so gelangt kein radioaktiver Dampf in die Atmosphäre. Ein «GAU» ist hier nicht eine Kernschmelze, sondern im Gegenteil ein Auskühlen und Erstarren der Schmelze. Ausserdem, ein weiterer Vorteil, kommt Thorium rund vier Mal so häufig in der Natur vor wie Uran.

Bereits einige Schritte weiter ist China. Der Stern schreibt dazu: «Er ist nicht grösser als ein Badezimmer. In China wird ein Thorium-Reaktor in Betrieb genommen. 2030 soll es zur Serienproduktion kommen – die Mini-Reaktoren versprechen CO₂-freien Strom ohne die Gefahr eines GAUs».