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In Europa wird der Strom knapp

Der Strom wird immer knapper. Dieser Winter könnte auch in der Schweiz zu einem ernsthaften Realitätscheck werden.

Wussten Sie, dass 30 Prozent der Bulgaren angaben, dass sie 2019 ihr Zuhause aus finanziellen Gründen nicht richtig heizen konnten. In Italien waren es immerhin 11 Prozent, die im Winter in den eigenen vier Wänden froren. Die Gründe liegen auf der Hand: Der Strom wird immer teurer. Mit den drastisch steigenden Strompreisen der letzten Wochen und Monaten dürfte sich die Situation weiter verschlimmern. Wie die Finanz und Wirtschaft (Abo) berichtet, werden die europäischen Konsumenten in Europa dieses Jahr 150 Milliarden Euro mehr für ihre Stromrechnung zahlen als letztes Jahr.

Hinter dieser Preisentwicklung steht vor allem die Knappheit beim Gas. Der vergangene Winter war lang und kalt. Die Gasreserven waren im Frühling 2021 auf besonders tiefem Stand. Dann blieben in vielen Ecken der Erde Wind und Regen aus. «Die Windräder produzierten kaum Strom, die Hydrokraftwerke funktionierten nicht mehr wie gewollt. So geschehen diesen Sommer in Südchina, Taiwan, Argentinien und Brasilien, die deshalb deutlich mehr Gas importiert haben. Gleichzeitig haben Produktionsstaaten, darunter auch das für Europa wichtige Nigeria, weniger Gas aus der Erde geholt als in den Vorjahren», fasst die FuW die Situation zusammen. Höhere Nachfrage bei stagnierendem Angebot liessen die Gaspreise in die Höhe schiessen, mit entsprechendem Preiseffekt im Strommarkt. Denn in Europa stammt ungefähr ein Fünftel des Stroms aus Gaskraftwerken.

In ihrer Not griffen viele europäischen Staaten auf Kohlekraftwerke zurück, um überhaupt genügend Strom produzieren zu können. So zum Beispiel auch England, wo ein stillgelegtes Kohlekraftwerk wieder ans Netz musste. «Deutschland hat im ersten Halbjahr 24% mehr Strom aus Kohle produziert als noch in der Vorjahresperiode», rechnet die FuW vor. Die Klimaziele von Netto Null sind dieser Tage gerade sehr weit in die Ferne gerückt.

Die Situation ist noch immer angespannt. Jetzt entscheidet der Wetterbericht: Wird es wiederum ein harter, langer Winter in Europa, könnte es ganz bitter werden, nicht nur für die Menschen in Sofia oder Rom. Denn dann dürften die Strompreise wegen der starken Nachfrage und dem knappen Angebot weiter in die Höhe schiessen. Gut möglich, dass noch stärker auf Kohlestrom abgestellt werden muss als bisher. Denn ob der Wind wehen wird, ist ungewiss und die Photovoltaik hilft im Winter kaum.

In der Schweiz dürfte es im nächsten Winter wegen der Situation auf dem europäischen Strom- und Energiemarkt zum einem ernsthaften Realitätscheck kommen. Noch nie zuvor war es so unsicher, ob die heimische Winterlücke wie gehabt mit billigem europäischem Strom gefüllt werden kann. Vielleicht öffnet die angespannte Situation in Europa dem einen oder anderen Entscheidungsträger in der Schweiz die Augen. Die FuW hat die Situation zwar perfekt erfasst. Doch leider redet man dort aber immer noch den linksgrünen Träumereien das Wort: «Um die Energieversorgung langfristig sicherzustellen und die CO2-Bilanz nicht noch weiter zu erhöhen, führt deshalb kein Weg daran vorbei, die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen in Europa auszuweiten.» Natürlich müsste der Satz wie folgt enden: «(…) führt deshalb kein Weg daran vorbei, die Stromproduktion aus zuverlässigen Quellen, wie beispielsweise der Kernenergie, in Europa auszuweiten.»

Die Stromversorgung wird im kommenden Winter einem Realitätscheck unterzogen. Hoffentlich kommt es nicht zu einer Mangellage (Foto: pixabay).