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Gaskraft statt Kernenergie

Steht auf der Aareinsel Beznau schon bald ein Gaskraftwerk? Prädestiniert wäre die Insel. Es dürfte nicht der einzige Standort für Gaskombikraftwerke in der Schweiz bleiben.

Gemäss der Aargauer Regierung sei der Kanton prädestiniert als Standort für ein Gaskombikraftwerk. So stand es in einer Antwort auf einen Vorstoss aus dem Grossen Rat. Weil man in den kommenden Jahren aus der Kernkraft aussteige, steuere man auf eine Stromlücke zu, führt die Regierung aus, wie ein Beitrag im Radio SRF berichtet. Hinzu komme, dass es auch bei einem massiven Zubau von neuen erneuerbaren Energien wie der Windkraft oder der Solarenergie nicht ohne Kraftwerke gehe, die zuverlässig Bandstrom produzierten. Dies sieht nicht nur die Aargauer Regierung und mit ihr viele Experten so, dies zeigt nicht zuletzt auch der Blick auf die Situation in Europa.

Dort feiern Gas- und Kohlekraftwerke eine Art Auferstehung. In Grossbritannien mussten beispielsweise dieser Tage zwei Gaskraftwerke wieder angeworfen werden, weil die Windparks in der Nordsee viel zu wenig Strom produzierten. Und da zurzeit der Gaspreis wegen tiefer Lagerbestände und Lieferengpässen so hoch ist wie schon lange nicht mehr, ist auch der Strom aus den reaktivierten Gaskraftwerken teuer. Das berichtete BBC.

Dies ist der Preis für die Energiewende. Auch in der Schweiz dürfte es mittelfristig nicht ohne solche Gaskraftwerke gehen. Die Aargauer Regierung könnte sich vorstellen, dass auf der Aareinsel Beznau, wo heute noch aus Kernkraftwerken zuverlässiger Bandstrom fliesst, dereinst Gaskraftwerke stehen könnten. Der Standort sei ideal, eben gerade deshalb, weil die nötige Infrastruktur schon heute vor Ort vorhanden sei, die Verteiler und die Netze, welche heute die KKW ans Netz anbinden und die Fernwärmeleitung REFUNA.

Mit Blick auf die Klimaziele der Schweiz sind solche Gaskraftwerke ein grosser Rückschritt. Dereinst dürfte mit ihnen der CO2-arme Strom der KKW ersetzt werden. Kommt hinzu, dass es wohl nicht bei einem einzigen Kraftwerk bleiben dürfte. Denn bereits im Vorfeld der Abstimmung über die Energiestrategie 2017 war selbst den Behörden in Bern klar, dass es mehrere solcher brauchen dürfte, sollte die Vorlage der damaligen Bundesrätin Doris Leuthard angenommen werden. Die Basler Zeitung wies damals auf mysteriöse Machenschaften hin: Dokumente, die auf der Webseite des Bundesamtes für Energie (BFE) von neuen Gaskraftwerken sprachen, verschwanden plötzlich vor der Abstimmung. Bundesrätin Leuthard bestritt mehrmals öffentlich, dass es Gaskraftwerke brauchen werde. In den Abstimmungsunterlagen kamen solche dann auch nicht zur Sprache, obwohl sie bei der Vorstellung der Energiestrategie solche in Aussicht gestellt hatte.

Dafür wird nun heute immer offener über die Notwendigkeit von Gaskraftwerken gesprochen. Das ist sicher gut für die Versorgungssicherheit der Schweiz – aber noch sicherer schlecht fürs Klima. Besser wäre es, man würde endlich ernsthaft über neue Kernkraftwerke sprechen. Denn solche bieten beides: Eine gute CO2-Bilanz und eine sichere Stromversorgung für die Schweiz.

Was schon vor der Abstimmung zur Energiestrategie 2050 klar war: Ohne Gaskraft geht es nicht.