Sackgasse
Die Sicherheit der Stromversorgung ist nicht mehr länger gegeben. Und die ehrgeizigen Klimaziele bleiben unerreichbar. Die Schweiz befindet sich in der energiepolitischen Sackgasse.
«Wer sich den «Energy Trilemma Index» des Weltenergierats anschaut, wähnt die Schweiz in einem Stromparadies. Seit Jahren schon steht das Land stets an der Spitze. Der Index zeigt auf, wie die einzelnen Länder in der Elektrizitätsversorgung mit den konkurrierenden Zielen Versorgungssicherheit, Erschwinglichkeit und Umweltschutz umgehen», schreibt Peter Morf in seinem Artikel in der «Finanz und Wirtschaft».
Die Schweiz hat dank Wasserkraft und Kernenergie eine fast CO2-freie Stromproduktion. Ein eigentlich unschlagbarer Trumpf.
Dummerweise hat sich die Schweiz entschlossen einen energiepolitisch neuen Weg zu beschreiten. Die Zäsur brachte der Kernenergie-Unfall in Fukushima, der aufgrund eines Jahrhunderterdbebens mit nachfolgendem riesigen Tsunami und vielen unterlassenen Nachrüstungen geschah. Noch kurz zuvor hatte sich die Berner Stimmbevölkerung für einen Ersatzneubau des Kernkraftwerks Mühleberg ausgesprochen. Unter der Führung von Doris Leuthard entschied die Schweiz, aus der Kernenergie auszusteigen. Peter Morf schreibt: «Das, zumindest vorläufige, Ende der Kernkraft in der Schweiz war damit besiegelt, die Gesuche wurden nie mehr aufgegriffen. Im Gegenteil: Im Rahmen der Energiewende und der Volksabstimmung 2017 wurde der Bau neuer Kernkraftwerke gar verboten. Damit hat die sich gerne liberal gebende Schweiz faktisch ein Technologieverbot im Gesetz verankert.»
Der Entscheid entpuppt sich immer mehr als handfester Fehler. Die Mängel treten nun offensichtlich zu Tage. Die neuen Erneuerbaren wie Wind, Sonne und Geothermie liefern gar keinen Strom oder nur Flatterstrom. Die vorhandenen Speicherkapazitäten genügen bei weitem nicht – im Winter muss die Schweiz Strom importieren. Wir sind immer abhängiger vom Ausland. Der Ausbau bei der Wasserkraft stockt. Er wird von den gleichen Kreisen verhindert, die sich vehement für die Energiestrategie ausgesprochen haben.
Gleichzeitig verlangt die Energiestrategie, dass die Schweizerinnen und Schweizer Strom sparen sollen. Und hier beisst sich die Katze definitiv in den Schwanz. Denn immer dringlicher wird der Ersatz der fossilen Energieträger – sofern man dann effektiven Klimaschutz betreiben will. Das funktioniert aber nur mit einer sauberen und sicheren Stromversorgung. Zusätzlich verlangen auch die neuen Kommunikationstechnologien und die Digitalisierung nach immer mehr Strom. Sie sind für eine moderne Volkswirtschaft unentbehrlich.
Nun werden Gaskraftwerke als mögliche Option diskutiert. «Allerdings sind Gaskraftwerke für private Investoren unattraktiv, wenn sie nur produzieren dürfen, wenn Sonne und Wind nichts liefern. Das würde nur mit staatlicher Hilfe oder gleich direkt durch den Staat selbst funktionieren, womit die Planwirtschaft im Energiesektor perfekt wäre. Zudem stossen auch Gaskraftwerke grosse Mengen von CO2 aus. Um die Klimaziele zu erreichen, würde die Schweiz damit in die fossile Stromproduktion einsteigen und die Klimaziele vollends zur Illusion werden lassen – das ist an Absurdität fast nicht zu überbieten», schreibt Peter Morf.