?
Danke für Ihre Anfrage. Wir werden uns so bald wie möglich bei Ihnen melden.

Gefahr durch Cyber-Attacken

Stromproduktion und Stromversorgung werden immer digitaler. Damit steigen auch die Cyberrisiken. Rudolf Strahm fordert deshalb eine staatliche Aufsicht.

Mitten während den verheerendsten Unwettern der letzten Jahre sind die Notrufnummern von Feuerwehr, Polizei und Ambulanz ausgefallen. Die Blaulicht-Organisationen waren für die betroffene Bevölkerung nicht mehr erreichbar. Die erneute Panne bei Swisscom sorgte medial für grosses Aufsehen. Zwar handelte es sich nicht um eine böswillige Attacke, aber der Ausfall der Notrufnummern zeigte drastisch die Verletzlichkeit des Systems.

Vermehrt werden digitale Systeme auch mutwillig und mit böser Absicht torpediert. Rudolf Strahm schreibt in seiner Kolumne im Tages Anzeiger, dass auch die Stromversorgung nicht davor gefeit sei. Er schreibt: «Im Krisenfall könnte das gesamte Stromnetz eines Landes oder mit fortschreitender digitaler Vernetzung des ganzen europäischen Kontinents ausgeschaltet werden. Wenn der Strom fehlt, sind nicht nur Produktion und Haushalte ausgeschaltet, sondern auch der Autoverkehr durch lahmgelegte Benzinpumpen an allen Tankstellen, ebenso der gesamte Mobilfunk und die Regierungsapparate. Ein landes- oder kontinentweiter Stromausfall ist von allen denkbaren zivilisatorischen Risiken das gefährlichste. Wirtschaftlich ist eine solche Katastrophe ein Vielfaches kostspieliger als eine Pandemie».

Komplexität und Vernetzung machen das System der Stromversorgung besonders anfällig. Je intelligenter das Netz (Smart Grids), desto grösser und vielfältiger sind die Angriffsflächen für Cyber-Attacken.

Für Rudolf Strahm ist klar: Die hiesige Strombranche muss Massnahmen ergreifen, um die Sicherheit zu erhöhen. Dies zeige auch der Expertenbericht «Cybersicherheit und Cyberresilienz für die Schweizer Stromversorgung». Im Ländervergleich befinde sich die Schweiz weit hinter der EU und sei mit den Balkanländern vergleichbar.

«Die heutige Situation gleicht der Pandemievorsorge vor Corona: Man kannte zwar die Risiken, es gab mehrere Studien und Empfehlungen, aber niemand fühlte sich zuständig für Krisenorganisation, Beschaffung von Masken, Testmaterial oder Impfstoffherstellung», schreibt Rudolf Strahm.

Der Autor fordert deshalb, dass es für den Fall eines cyberbedingten Stromausfalls eine Bundeskompetenz braucht, um das Stromnetz zu entkoppeln. Denn im Krisenfall zählen Abkommen nicht und jedes Land schaut für sich selber. Entsprechend braucht es auch gesetzliche Vorschriften, welche Einrichtungen eine eigene funktionierende Notstromversorgung zu halten haben.

Cyber-Attacken stellen eine grosse Gefahr für die Schweizer Stromversorgung dar (Foto: pixabay).