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Irren auf hohem Niveau

Klimaschutz hat billige Energie zur Folge – so die Behauptung in einem ETH-Kommentar. Wer das ganze System in die Berechnungen miteinbezieht, kommt zum gegenteiligen Resultat.

Wunschdenken, Prognose oder gar Parallelrealität – in welche Kategorie der Kommentar von Anthony Patt, Professor für Klimapolitik an der ETH und einer der Hauptautoren des sechsten IPCC-Berichts des Weltklimarates, gehört, ist schwer zu sagen. Klar scheint einzig, dass der ausgebildete Architekt und Jurist eine etwas gar rosige Vorstellung von den Gegebenheiten auf dem Strom- und Energiemarkt hat. Anders ist nicht zu erklären, weshalb er in seinem Kommentar behaupten kann, dass Klimaschutz billigere Energie zur Folge haben würde. Wie in allen Bereichen, die mit Energie zu tun hätten, würden auch die Preise für Solarpanels und Windräder weiter fallen, ist Patt überzeugt. Natürlich verweist er dabei auf Skaleneffekte: Diese hätten schon Autos, Computer und LED-Lampen für die Allgemeinheit erschwinglich gemacht. Wieso soll dies nicht auch bei erneuerbaren Energien der Fall sein? Ganz einfach: Weil seine Rechnung Wesentliches nicht mitberücksichtigt. Da Solarpanels oder Windräder Flatterstrom produzieren brauchen diese Backups für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint, respektive der Wind nicht weht. Und dies kommt oft vor: In den Wintermonaten können Solaranlagen schon einmal bis zu 10 Tage keinen Strom liefern.

Ohne Batterien und Speicherkraftwerke sind Solarpanels also praktisch nutzlos. Im Gegenteil: Ohne Speichermöglichkeiten verschärft sich in den Sommermonaten gar das Problem, da das Überangebot das Stromnetz instabil macht. Eine ehrliche Betrachtung der Kosten von Erneuerbaren Energien müssten also die Speicherung miteinbeziehen. Alles andere ist schlicht zu oberflächlich. Und eines ist klar: Batterien oder sonstige Speicher sind alles andere als günstig. Dies gesteht auch «Energie Schweiz», das offizielle Programm des Bundesrates für Energieeffizienz und erneuerbare Energien in einer Publikation zum Thema «Sparen mit der Sonne». Dort steht wörtlich: «Noch hat die Speicherung einen Haken: Batterien sind zwar technisch ausgereift und in der Praxis erprobt, doch noch sind sie so teuer, dass sich ihr Einsatz nicht rechnet.» Die Betonung auf «noch» zeigt auch hier: Selbst die Empfehlungen des Bundes kommen nicht ohne Wunschdenken aus. Man muss also kein grosser Prophet sein, um zu erahnen, dass die Energiewende und mit ihr die Umstellung auf Erneuerbare Energien teurer werden dürfte, als von den staatlichen oder staatlich alimentierten Propagandisten stets behauptet wird.

Nicht alles, was von der ETH kommt, hat Hand und Fuss (Foto: ethz).