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Ganz allein auf weiter Flur

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom warnt seit Jahren vor Versorgungslücken mit Strom im Winterhalbjahr. Doch sie ist allein auf weiter Flur. Die Behörden setzen lieber auf grüne Symbolik.

Die Schweiz muss dekarbonisiert werden. Das verlangt ein wirksamer Klimaschutz. Der Ersatz der fossilen Energieträger funktioniert nur mit Strom. Das verantwortliche Departement setzt aber lieber andere Schwerpunkte. Peter Morf stellt in der Finanz und Wirtschaft deshalb richtig fest: «Die Behörden setzen im Zeichen grüner Energie- und Umweltpolitik andere Prioritäten: Die Schweiz soll dekarbonisiert werden. Dabei betrachtet Bern allerdings schwergewichtig die Verbrauchsseite, die Produktionsseite erhält nicht die nötige Aufmerksamkeit. So bleibt die ElCom die einsame Ruferin in der Energiewüste.»

Es ist unverständlich, dass der ElCom so wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Wir erinnern an dieser Stelle auch noch einmal daran, dass eine Strommangellage gemäss Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) für unser Land das grösste und teuerste Risiko darstellt. «Gemäss der ElCom-Auslegeordnung zur Versorgungssicherheit dürfte die Lücke im Winter schon in wenigen Jahren 10 TWh oder mehr betragen», schreibt die Finanz und Wirtschaft.

Die nationale Energiepolitik setzt optimistisch auf den Markt, um die absehbar riesige Winterstrom-Lücke zu schliessen. Schon lange importiert die Schweiz im Winter Kohlestrom aus Deutschland und Atomstrom aus Frankreich. Doch die Auslegeordnung der ElCom zeigt: Auf Importe können wir uns in Zukunft nicht verlassen. Das gilt umso mehr, als mit dem Nein des Bundesrates zum institutionellen Rahmenabkommen das angestrebte Stromabkommen mit der EU vorerst vom Tisch ist. Zudem wird Deutschland künftig über weniger überflüssigen Strom verfügen, weil das Land bis 2022 aus der Atom- und bis 2038 auch aus der Kohlekraft aussteigen will. Dasselbe gilt für Frankreich, das seinen Anteil an Atomstrom zurückfahren will.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Elektrizität. Die Schweiz setzt auf den Ersatz von Ölheizungen durch (Elektro-)Wärmepumpen sowie auf Elektroautos, um die Klimaziele zu erreichen. Beides wird die Nachfrage nach Strom massiv erhöhen.

Diese Gleichung geht nicht auf. Die Stromversorgungslücke im Winterhalbjahr wird sich weiter öffnen. Was ist zu tun? Auch die ElCom spricht von einem Ausbau der erneuerbaren Energien. Kommissionspräsident Werner Luginbühl ist sich jedoch bewusst, dass parallel dazu Backup-Kapazitäten bereitgestellt werden müssen, die sofort einspringen können, wenn weder der Wind weht noch die Sonne scheint - was in der Schweiz sehr oft der Fall ist.

Unglücklicherweise ist der Bau neuer Kernkraftwerke seit 2017 gesetzlich verboten. Peter Morf schlussfolgert deshalb: «Zur Sicherheit und Reserve müsste auf Gaskraftwerke zurückgegriffen werden. Damit träte die Schweiz, deren Stromerzeugung bis heute beinahe CO2-frei ist, ins fossile Zeitalter ein. Die Dekarbonisierung würde zum Wunschtraum.»

Einmal mehr warnt die ElCom: Der Strom wird knapp. Der Bundesrat allerdings setzt lieber auf grüne Symbol-Politik.